Musikindustrie hält nichts von Napsters Geschäftsmodellen

Der Prozess gegen die Musik-Tauschbörse Napster wird am heutigen Montag vor dem Berufungsgericht in San Francisco fortgesetzt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Axel Vahldiek

Der Prozess gegen die Musik-Tauschbörse Napster wird am heutigen Montag am Berufungsgericht des neunten US-Gerichtsbezirks in San Francisco fortgesetzt: Nun soll endgültig über das Schicksal Napsters entschieden werden. Die Richter können das Verfahren aber auch an die vorherige Instanz zurückverweisen, in der Bezirks-Richterin Marilyn Hall Patel gegen Napster eine einstweilige Verfügung ausgesprochen hatte. Diese war erst in letzter Minute aufgehoben worden. Der Verfügung zufolge hätte Napster seinen Dienst einstellen müssen. Amerikanische Beobachter halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass die Richter der Berufungsinstanz den Fall selbst entscheiden.

Die Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) will den Fall gegen Napster offensichtlich auf jeden Fall durchfechten. Angebote Napsters hatte die RIAA stets zurückgewiesen. So etwa auch die Vorstellung von Napster-Chef Hank Barry, dass, wenn jeder User etwa pauschal 4,95 US-Dollar monatlich für die Nutzung von Napster zahle, die RIAA seiner Meinung nach bis zu 500 Millionen US-Dollar jährlich an Lizenzgebühren erhalten könnte. Barry schließt daraus, dass es der RIAA bei dem Prozess nicht allein um Geld gehe, sondern um die vollständige Kontrolle des Musikgeschäfts.

Die Argumente in dem seit längerem laufenden Verfahren haben sich bis heute kaum geändert: Napster besteht darauf, selbst keine Verletzung des Urheberrechts begangen zu haben und auch seine Nutzer davor zu warnen. Auch das Kaufverhalten habe sich durch die Online-Tauschbörse kaum geändert; diese Ansicht wird dabei sogar teilweise durch Studien der Musikindustrie gestützt. Die Plattenfirmen und einige Künstler sind anderer Meinung: Sie gehen mit zunehmend härteren Maßnahmen gegen die Musikangebote im Internet und den damit angeblich einhergehenden Umsatzschwund vor.

Die Idee einer Online-Tauschbörse selbst hingegen wird auch ein Sieg der RIAA in diesem Verfahren nicht mehr aufhalten können. Selbst Unternehmen wie Intel zeigten sich in der letzten Zeit von den Möglichkeiten eines Peer-to-Peer-Netzwerks über das Internet begeistert. Und auch die Verbreitung von Musik über das Internet wird die RIAA kaum verhindern können: Potenzielle Nachfolger Napsters wie Gnutella und andere sind bereits im gleichen Bereich erfolgreich; und einige der großen Plattenlabels haben mittlerweile eigene Online-Angebote. (axv)