Myspace gleicht Nutzerprofile mit Sexualtäter-Datenbank ab

News Corp. setzt das Großreinemachen bei Myspace fort und will Sexualstraftäter effektiver aussperren. Dabei setzt das Unternehmen auf technische Mittel und die Täterdatenbanken der US-Bundesstaaten.

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Weiter geht der große Kehraus bei Myspace; die neue Mutter News Corp gibt die strenge Erziehungsberechtigte. Denn die von zahlreichen Minderjährigen frequentierte Community ist in der Vergangenheit auch dafür ruchbar geworden, bevorzugtes Jagdrevier für Sexualstraftäter zu sein. Sexuelle Belästigung ist ein Problem, dem sich Websites wie Myspace, die von anonymer Kontaktaufnahme und Kommunikation leben, stellen müssen. Die News-Corp-Tochter hatte dazu in diesem Jahr eine breite Kampagne gestartet und einen eigenen Sicherheitsbeauftragten ernannt.

Jetzt gab Myspace bekannt, zusammen mit einem auf Identitäts- und Hintergrund-Checks spezialisierten Unternehmen eine Datenbank zu entwickeln, die die nicht immer korrekt ausgefüllten Profile der Myspace-Nutzer mit den Daten registrierter verurteilter Sexualstraftäter abgleichen soll. Die Anwendung sammelt Datensätze aus den Täterdatenbanken von 46 US-Bundesstaaten, in denen die Daten von über 500.000 sexuell motivierten Tätern erfasst sein sollen. "Wir sind entschlossen, Sexualtäter von Myspace fern zu halten", erklärte der Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens, Hemanshu Nigam. Die Datenbank soll innerhalb der nächsten 30 Tage einsatzfähig sein. Gefundene Profile würden dann gelöscht und Neuanmeldungen von eindeutig Vorbelasteten verhindert. Das Programm namens "Sentinel Safe" soll verfügbare Daten aus den Täterdatenbanken mit Myspace-Nutzern abgleichen.

Um mögliche falsche Identifizierungen auszuschließen, werden die positiven Ergebnisse des automatischen Abgleichs von einem spezialisierten Team der Sicherheitsabteilung verifiziert, dass rund um die Uhr im Einsatz sein soll. Trotzdem erheben sich bereits erste kritische Stimmen, die von der Datenbank auch eine Gefahr für den Datenschutz und die Privatsphäre der Nutzer befürchten. Zwar sei es richtig, gegen sexuelle Übergriffe in Online-Communities vorzugehen und damit den steigenden Bedenken zu begegnen, erklärte ein Anwalt der Electronic Frontier Foundation. Doch sei die Angst der Unternehmen, möglicherweise als zu tatenlos zu erscheinen, ein schlechter Ratgeber und eine Gefahr für die Bürgerrechte.

Sentinel Safe sei das Resultat von Beratungen mit der überstaatlichen Taskforce der US-amerikanischen Generalstaatsanwälte, erklärte der Myspace-Sicherheitsmann. Allerdings könnte es auch sein, dass ein Artikel des US-Magazins Wired die Manager auf die Idee gebracht hat. Mitte Oktober hatte ein Reporter des Magazins einen Bericht veröffentlicht, wie er mit einem selbst geschriebenen Perl-Skript und den Daten der Täterdatenbanken zahlreiche Sexualtäter auf Myspace identifizieren konnte. Darunter war auch ein mehrfach vorbestrafter Mann, der neun Jahre wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger abgesessen hatte und ein Jahr nach seiner Entlassung auf Myspace unterwegs war.

Allerdings brauchte man in seinem Fall keinen Datensatz und keine komplexe Software für die Identifikation des Mannes: Er hatte sich unter seinem echten Namen registriert und konnte sich unbehelligt auf dem Portal bewegen. Die Polizisten, mit denen der Journalist im Rahmen seiner mehrere Monate dauernden Recherche gesprochen hatte, konnten das kaum glauben: "Er hat sich auf Myspace unter seinem echten Namen registriert? Was für ein Schwachkopf." (vbr)