NEC setzt beim "Öko-PC" auf den Crusoe

Der japanische Elektronikkonzern NEC stellt in den USA mit dem PowerMate eco einen besonders leisen und Strom sparenden All-in-One-PC vor.

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Die Computersparte des japanischen Elektronikkonzerns NEC stellt in den USA mit dem PowerMate eco einen besonders leisen und Strom sparenden All-in-One-PC vor.

Die gesamte Elektronik kommt ohne Lüfter aus und sitzt -- bis auf das externe Netzteil -- im selben Gehäuse wie der 15-Zoll-Flachbildschirm, was den PC sehr kompakt macht. Als Hauptprozessor dient ein Transmeta Crusoe mit 900 MHz Taktfrequenz, die Grafikdaten verarbeitet ein ATI Rage Mobility-M6 mit 16 MByte RAM. In der knapp 1600 US-Dollar teuren Grundausstattung sind 256 MByte Hauptspeicher, eine 20-GByte-Festplatte (mit leisem Flüssigkeitslager), ein CD-ROM-Laufwerk, ein LAN-Adapter und Windows 2000 oder XP Professional als Betriebssystem enthalten.

Das LC-Display enthält, anders als viele Konkurrenzprodukte, kein Bor; das Mainboard ist bleifrei verlötet. Das Gehäuse besteht aus dem von NEC patentierten, nach Firmenangaben voll recycelbaren NuPlastic, einem Polycarbonatmaterial, das mit einer flammwidrigen Siliziumverbindung ausgestattet ist. Die in den USA für Elektrogeräte zwingend vorgeschriebenen Flammschutzstoffe verhindern oft die Wiederaufbereitung von Gehäuseteilen aus Kunststoff, weil dafür billige, aber giftige Halogenidverbindungen zum Einsatz kommen.

NEC arbeitet in Japan mit der Organisation Green Purchasing Network (GPN) zusammen (in Europa existiert ähnliches); der PowerMate eco soll laut NEC den GPN-Richtlinien entsprechen.

Das Gerät wurde vor einigen Wochen zunächst in Japan eingeführt, wo der Markt offener ist für kompakte, aber weniger leistungsstarke Geräte. Dort sind auch bereits einige Notebooks von NEC, Sharp, Sony oder Toshiba mit Transmeta-Prozessor im Handel. Hier zu Lande wagte sich kürzlich Gericom mit einem vergleichbaren Produkt vor.

Die Leistungen der bisher von c't getesteten Geräte mit Crusoe-Prozessoren lagen durchweg deutlich unter denen von Computern, die mit Prozessoren von AMD oder Intel mit ähnlicher Taktfrequenz ausgestattet waren. Auch der betagte Grafikchip verspricht kaum spürbare 3D-Beschleunigung, weshalb der PowerMate eco wohl nur für Office-Anwendungen taugt.

Doch selbst scheinbar simple Anwendungen wie das Browsen im Web und die Arbeit mit Datenbanken im Intranet verschlingen wegen des zunehmenden Einsatzes von Multimedia-Elementen und ressourcenhungriger Skriptsprachen zunehmend Rechenleistung. Gleichzeitig ist der PowerMate eco ebenso wie ein Notebook kaum aufrüstbar -- zwar lassen sich PCMCIA-Steckkarten und USB-Geräte ankoppeln, doch die Rechenleistung lässt sich nicht durch einen Prozessortausch steigern.

Damit zeigt der mutige Vorstoß der Firma NEC auch gleich die Probleme bei der Entwicklung ökologisch verträglicherer Rechner auf: Der im PowerMate verwendete Transmeta Crusoe erreicht schätzungsweise ein Drittel der Rechenleistung aktueller High-End-Prozessoren, die aber schon in preiswerteren PCs zu haben sind. Die Leistung der in einigen modernen Chipsätzen integrierten Grafikprozessoren übertrifft die des ATI Rage Mobility-M6 um Längen. Damit ist der PowerMate eco zwar ein leichter zu entsorgendes, aber kaum zukunftssicheres Gerät -- das begrenzt seinen Einsatzbereich erheblich. Denn es ist ja nicht im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens, schon nach kurzer Betriebsdauer wieder neue Maschinen kaufen zu müssen. Außerdem schreckt der vergleichsweise hohe Preis viele potenzielle Privatkunden ab.

In Japan existiert bereits ein gesetzlich eng gesteckter Fahrplan zur Verbannung von Blei (aus Loten) aus Elektronikprodukten, um die Entsorgung einfacher zu machen. Auch europäische Hersteller arbeiten an entsprechenden Projekten. Die Augsburger Mainboard-Sparte von Fujitsu-Siemens hat bereits vor einigen Monaten ein bleifrei gelötetes und halogenarmes Pentium-4-Mainboard auf den Markt gebracht. Samsung stellte bereits erste bleifrei gelötete Speichermodule vor.

Trotzdem scheint es noch ein weiter Weg zu sein, bis ökologisch verträglichere Elektronikprodukte einen nennenswerten Marktanteil erreichen: Am ökologischen Fernseher, der weniger Strom frisst, länger hält, leichter zu entsorgen ist und auch während des Betriebs weniger flüchtige organische Verbindungen an die Raumluft abgibt, arbeiten Firmen wie Loewe Opta, Grundig, Thomson und Philips Components gemeinsam mit dem Freiburger Öko-Institut, mehreren Universitäten und Forschungsinstituten und dem ZVEI schon seit mehr als sieben Jahren, zurzeit gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über den Projektträger DLR. Bisher kann man diesen Fernseher noch nicht kaufen -- obwohl die technische Entwicklung bei Fernsehgeräten deutlich langsamer fortschreitet als bei PCs. (ciw)