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Nach 626-Millionen-Dollar-Urteil: Apple drängt auf Ungültigkeit von VirnetX-Prozess

Leo Becker
FaceTime

(Bild: Apple)

Der iPhone-Hersteller hat beantragt, den Prozess mit VirnetX wegen Verfahrensfehlern für ungültig zu erklären. Apple muss nach einem Jury-Urteil über eine halbe Milliarde Dollar Strafe an den Patentverwerter zahlen.

Apple sieht Verfahrensfehler im Streitfall mit VirnetX: Nach dem Urteil zu einer Strafzahlung in Höhe von knapp 626 Millionen US-Dollar an den Patentverwerter hat der iPhone-Hersteller beantragt, das Verfahren für ungültig erklären zu lassen [1], wie Texas Laywer berichtet. Die Anwälte von VirnetX hätten in ihrem Abschlussplädoyer von der Beweislage nicht abgedeckte Argumente vorgebracht und die Aussagen von Apple-Zeugen "eklatant falsch dargestellt".

Die Geschworenen sahen es in ihrem Urteil als erwiesen an, dass Apple mit seinen Kommunikationsdiensten iMessage und FaceTime Patente von VirnetX zur sicheren Kommunikation wissentlich verletzt – und dafür knapp 626 Millionen Dollar an die Patentfirma zahlen soll [2]. VirnetX hatte in dem seit Jahren andauernden Rechtsstreit schon 2012 gut 368 Millionen Dollar zugesprochen bekommen [3], die Entscheidung wurde aber von einem Berufungsgericht aufgehoben und der Fall neu aufgerollt.

Einem Bericht zufolge hat Apple die Verbindungstechnik für FaceTime deshalb im Jahr 2013 umgestellt: Statt einer möglicherweise von den VirnetX-Patenten abgedeckten Direktverbindung habe der Konzern auf zwischengeschaltete Relay-Server umgesattelt, behauptete ein Investor des Patentverwerters – dies habe zu Problemen und Nutzerbeschwerden [4] geführt.

VirnetX stellt keine Produkte her, sondern hat sich darauf spezialisiert, Lizenzen für Patente zu verkaufen. Im Dezember 2014 sagte Microsoft der kleinen Firma aus dem US-Bundesstaat Nevada eine Zahlung von 23 Millionen Dollar zu, um einen Patentstreit zu beenden. Im Jahr 2010 hatte VirnetX bereits 200 Millionen Dollar von dem Software-Konzern bekommen.

Der Patentverwerter hatte im August 2012 einen Prozess gegen Apple, Cisco, Aastra und NEC angestrengt, von Apple allein verlangte VirnetX ursprünglich eine Zahlung von 708 Millionen US-Dollar. Mit Aastra und NEC wurde der Patentstreit außergerichtlich beigelegt, Cisco ging aus dem Gerichtsverfahren im März 2013 als Sieger hervor [5]. (lbe [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3097077

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.texaslawyer.com/id=1202748885065/Apple-Inc-Seeks-Mistrial-After-625M-Jury-Verdict?slreturn=20160108074329
[2] https://www.heise.de/news/Gericht-Apple-soll-626-Millionen-US-Dollar-an-Patentverwerter-zahlen-3093731.html
[3] https://www.heise.de/news/Patentstreit-Strafe-von-386-Millionen-Dollar-gegen-Apple-bestaetigt-1813369.html
[4] https://www.heise.de/news/Bericht-FaceTime-Anpassungen-fuehren-zu-Problemen-1947444.html
[5] https://www.heise.de/news/Cisco-siegt-gegen-Patentverwerter-VirnetX-1823482.html
[6] mailto:lbe@heise.de