Napster wollte Plattenindustrie "usurpieren und unterminieren"

Während des Berufungsverfahrens über die einstweilige Verfügung Napster hat die Musikindustrie unter anderem aus Papieren zitiert, die von Napster selbst stammen sollen.

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Von
  • Axel Vahldiek

Während des Berufungsverfahrens über die einstweilige Verfügung gegen die Musiktauschbörse Napster hat die Musikindustrie unter anderem aus Papieren zitiert, die von Napster selbst stammen sollen. Angeblich benennen sie die Ziele Napsters zu einem frühen Zeitpunkt. Demzufolge sei es Napsters Ziel gewesen, die Plattenindustrie zu "usurpieren" und zu "unterminieren". Dieses geht aus einem Schriftstück der Recording Industry Association of America (RIAA) hervor, mit dem die Plattenlabels vor Gericht gegen die Rücknahme der einstweiligen Verfügung argumentierten.

Dem Schriftstück zufolge sei es Napsters Ziel gewesen, "ungehindert von lästigen Copyright-Bestimmungen" die Kontrolle über die digitale Distribution "an sich zu reißen". Napster wolle den Tod der CD herbeiführen, Plattensammlungen seien veraltet. Die Plattenindustrie schließt daraus, dass Napster ausdrücklich dafür entworfen wurde, Millionen von Nutzern unendlich viele Kopien von Musikstücken zur Verfügung zu stellen, die Napster selbst als "illegal vervielfältigte Musik" bezeichnet hätte.

Der Durchsetzung dieser Ziele sei Napster bereits ein großes Stück näher gekommen. In jeder Minute gebe es 14.000 Downloads über das Napster-System; an jedem Tag würden zwischen 12 und 30 Millionen Aufnahmen über Napster heruntergeladen. Die Anzahl der Nutzer des Tauschbörse wachse ständig an: Seien es bei Prozessbeginn im Dezember 1999 noch 200.000 User gewesen, so seien es momentan 20 Millionen – und wenn das Gericht dem Treiben keinen Riegel vorschiebe, könne die Zahl der User laut der RIAA bis auf 75 Millionen wachsen.

Der Schaden, der der Plattenindustrie dadurch entstehe, sei enorm. Zwar sei es richtig, dass viele Napster-User durch die Tauschbörse angeregt werden, mehr CDs zu kaufen. Die Zahl derjenigen, die durch Napster aber weniger CDs kaufen würde, sei vier Mal so hoch. Und je länger jemand Napster benutze, umso seltener würde er CDs kaufen. Auch das Verhältnis der User zu Frage der Legalität von Raubkopien werde durch Napster beeinflusst. Zwar sei es den meisten Nutzen klar, dass Raubkopien illegal sind, aber vielen sei es egal. Bei vielen Usern erwecke Napster gar den Eindruck, einen Anspruch auf solche kostenlose Musik zu haben.

Das Schriftstück, das die Musikindustrie vor Gericht vorlegte, brachte den Plattenlabels bislang allerdings keinen Erfolg: Napster darf vorläufig am Netz bleiben. (axv)