NetApp dringt mit LSI-Engenio in neue Märkte und Vertriebskanäle

Storage-Spezialist NetApp hat nach der Übernahme der LSI-Sparte Engenio nicht nur einen 700-Millionen-Dollar-Geschäftsbereich hinzugewonnen, sondern avanciert auch zu einem der größten OEM-Anbieter von Speichersystemen.

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Andreas König, Senior Vice President & General Manager EMEA, NetApp

(Bild: NetApp)

Die im März 2011 angekündigte Übernahme der LSI-Sparte Engenio durch NetApp ist inzwischen vollzogen. Damit avanciert der Filer-Spezialist zu einem der größten OEM-Anbieter von Block-Daten-Speichersystemen. Denn LSI erzielte zuletzt im Geschäftsbereich Engenio einen Umsatz von rund 700 Millionen US-Dollar mit Kunden wie IBM, Dell oder SGI. Für NetApp erschließt sich damit ein enormer neuer Vertriebskanal – auch wenn der Hersteller in einzelnen Produktbereichen bereits selbst OEM-Vereinbarungen unterhält, wie beispielsweise mit IBM. "Wir stehen zu dem OEM-Geschäft und den bestehenden Verträgen", erklärt Andreas König, Senior Vice President und General Manager EMEA bei NetApp, gegenüber heise resale. NetApp werde alles daransetzen, die gewachsenen Geschäftsbeziehungen von LSI fortzuführen.

Das Engenio-Geschäft wird daher auch als eigenständige Business Unit auf globaler Ebene organisiert. Die Verantwortlichen berichten direkt an das US-Hauptquartier. Für Unruhe hatte in diesem Zusammenhang gesorgt, dass praktisch alle LSI-Engenio-Mitarbeiter in der Region EMEA im Zuge der Übernahme Kündigungsschreiben erhielten, wie der Branchendienst StorageNewsletter Ende April berichtet hatte. "Das lag nicht in unserer Verantwortung. Die EMEA-Mitarbeiter waren nicht Bestandteil der Übernahmeverhandlungen mit LSI in den USA", stellt König klar. NetApp bemühe sich derzeit aber darum, die erforderlichen Stellen neu zu besetzen und hoffe, dafür möglichst viele der ehemaligen LSI-Experten gewinnen zu können, ergänzt der Europachef.

Während das Geschäft mit den Engenio-Speichersystemen weitgehend eigenständig weiterlaufen soll – schließlich möchte NetApp nicht unnötig mit den OEM-Partnern in Konkurrenz treten – werden die Produkte auch nicht 1 : 1 in die bestehenden NetApp-Preislisten übernommen, als Bestandteil für Lösungsangebote in vertikalen Marktsegmenten sollen sie künftig aber dennoch auch dem etablierten Channel zur Verfügung stehen. Großes Potenzial sieht EMEA-Chef König beispielsweise in Bereichen wie dem High Performance Computing (HPC) oder dem Digital Video-Umfeld, wo NetApp bisher nicht im gewünschten Ausmaß Fuß fassen konnte. Auch für Hadoop-Lösungen – wenn es um die Verarbeitung großer verteilter Datenmengen geht – will NetApp die Engenio-Systeme nutzen, der Einsatz von DataONTAP hingegen ist nicht vorgesehen.

Für das Ende April abgelaufene Geschäftsjahr 2011 konnte NetApp erneut ein Rekordergebnis melden. Der Umsatz kletterte um 30 Prozent auf gut 5,1 Milliarden US-Dollar. Den Nettogewinn steigerte der Hersteller ebenfalls deutlich von 400 auf 673 Millionen US-Dollar. Historisch betrachtet seien die vergangenen 12 Monate für NetApp das "Jahr mit der größten Zuwachsrate beim Marktanteil und mit den meisten Verkaufsabschlüssen in Millionenhöhe" gewesen, betonte CEO Tom Georgens anlässlich der Bekanntgabe der Zahlen. Ein deutlich zweistelliges Wachstum will der Hersteller auch künftig schaffen – das gelte ebenso für den neuen Geschäftsbereich Engenio, ergänzte Europachef König. (map)