Netzsperren umgehen: Tor Browser 11.5 erhält Verbindungs-Automatik

Version 11.5 des Anonymisierungs-Browsers Tor umgeht Netzsperren mit nur einem Klick und vereinfacht das Verwalten von Bridges ins Tor-Netz.

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Tor
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Das Tor Project hat eine neue Hauptversion seines gleichnamigen, auf Privatsphäre ausgerichteten Browsers veröffentlicht. Der Tor Browser 11.5 enthält ein Werkzeug, mit dem sich etwa landesweite Sperren des Tor-Netzes leicht umgehen lassen sollen. Außerdem sind verschlüsselte Verbindungen per integriertem HTTPS-Only-Modus nun standardmäßig eingeschaltet und die Netzwerk-Einstellungen wurden überarbeitet und vereinfacht. Das schildert das Tor Project in einem Blogbeitrag zur Freigabe der neuen Browser-Version. Mit dem Tor Browser können Nutzer anonym im Web surfen und ihre Spuren durch das dahinter stehende Anonymisierungsnetzwerk Tor verwischen lassen.

Ist am eigenen Standort das Tor-Netz blockiert, mussten Nutzer bislang den Tor-Browser für eine Brücke ins Tor-Netz (Bridge) selbst konfigurieren – das konnte allerdings kompliziert, langwierig und frustrierend sein. Nun übernimmt eine neue Browser-Komponente namens Connection Assist diese Arbeit – mit nur einem Klick durch den Nutzer. Connection Assist ermittelt (mit Einverständnis des Nutzers) den Standort und holt direkt vom Tor-Projekt eine Liste mit Einstellungen für Bridges, die in diesem Land voraussichtlich funktionieren dürften. Bridges sind Zugangsknoten ins Tor-Netz, die Freiwillige betreiben. Diese Listen will das Tor-Projekt zudem aktuell halten.

Weil Connection Assist gerade erst Version 1.0 erreicht hat, rufen die Entwickler dazu auf, das Werkzeug zu testen und Probleme zu melden. Mit der neuen Funktion löst das Tor Project ein Versprechen ein, seinen Browser noch einfacher zu gestalten und zugleich effektiv gegen Netzzensur vorzugehen. Den 'Anti-Zensur-Button' hatten die Entwickler bereits auf dem rC3-Kongress Ende 2021 angekündigt. Bislang mussten sich Nutzer in einer Region mit gesperrtem Tor-Netz an die Tor-Projektmacher wenden, um die Kennung einer für sie geeigneten Bridge zu erhalten, und diese anschließend im Browser hinterlegen.

Connection Assist in Aktion: Lässt sich keine Verbindung ins Tor-Netz aufbauen, reicht ein Klick, und der Tor Browser sucht sich automatisch eine passende Bridge.

(Bild: torproject.org)

Auch die Netzeinstellungen des Tor-Browsers haben die Entwickler überarbeitet. Sie heißen nun Connection Settings (früher Network Settings) und sollen das Verwalten von Einstellungen und besonders der Bridges vereinfachen: etwa durch Emoji-Symbole, um eine Bridge leichter zu identifizieren, und die Möglichkeit, die Adresse einer Bridge etwa per QR-Code anderen Nutzern mitzuteilen.

Eine weitere wichtige Neuerung in Version 11.5 ist das Aktivieren des Modus 'HTTPS-Only' als Standard-Surfmodus. Diesen Modus enthält der dem Tor Browser zugrundeliegende Browser Firefox bereits von Haus aus, nun wird er zugunsten der Erweiterung HTTPS-Everywhere aktiviert und die Erweiterung entfällt.

Alle Verbesserungen der Version 11.5 fasst ein Blogbeitrag der Tor-Entwickler zusammen. Den Tor-Browser gibt es zum kostenlosen Download für Windows, macOS, Linux und Android.

(tiw)