Neue Steckplatz-Spezifikationen für günstigere PCs

Intel stellte einen neuen Steckplatz vor, der PC-Erweiterungskarten für Audio-, Modem- und Netzwerk-Hardware aufnimmt.

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Intel stellte am 7. Februar mit dem CNR (Communication and Networking Riser) einen neuen Steckplatz vor, der PC-Erweiterungskarten für Audio-, Modem- und Netzwerk-Hardware aufnimmt. Einen Tag später konterte die Advanced Communication Riser Special Interest Group (ACR SIG) mit der Ankündigung einer eigenen Spezifikation, die denselben Einsatzbereich wie der CNR hat. In der ACR SIG haben sich die Intel-Konkurrenten AMD und VIA mit Herstellern wie 3Com, ALi, Lucent, Motorola, PCTEL und Texas Instruments zusammengeschlossen.

ACR und CNR sind Weiterentwicklungen des Audio-Modem-Riser (AMR), der im Zuge der Audio-Codec-97-Spezifikation (AC97) entwickelt wurde. Eine Riser-Karte (engl. to rise = aufstehen, steigen) ist eine Steckkarte, die genau wie ISA- oder PCI-Karten in eine Buchse auf dem Mainboard passt.

AC97-kompatible Chipsätze (Intel ICH 82801, VIA-Southbridge VT82C686A) haben eine spezielle Schnittstelle zum Anschluss entsprechender Codecs. Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um Wandlerbausteine, die analoge Signale in digitale Information (und umgekehrt) verwandeln. In Zusammenarbeit mit den passenden Treibern kann so der PC-Hauptprozessor ohne Soundkarte oder Modem Klänge verarbeiten oder Daten über Telefonleitungen übertragen.

Dies ist natürlich preiswerter als der Einbau einer separaten Soundkarte oder eines Modems in den PC und funktioniert bei ausreichend schnellen Prozessoren und guten Treibern auch ordentlich. ACR und CNR erweitern nun den Einsatzbereich dieses AC97-Prinzips auf Netzwerkverbindungen (LAN und das in den USA mögliche Home Network über Telefonleitungen), DSL-Modems, USB-Hubs und später auch drahtlose Netzwerke.

AMR und die weiterführenden ACR und CNR sind aber keinesfalls als Steckplätze für spätere Erweiterung eines PC gedacht: Ausschließlich OEMs, also die PC-Hersteller, können diese Erweiterungssteckplätze sinnvoll für billigere Komplettsysteme nutzen. Die OEMs müssen nämlich insbesondere für die passenden Treiber sorgen; und für jeden Mainboard-Typ ist ein spezieller AMR, ACR oder CNR erforderlich. In den Treibern steckt dabei das eigentlich Know-How der Riser-Karten, sodass Aktualisierungen meist nicht frei zum Download verfügbar sein werden, sondern nur auf der Installations-CD zu haben sein dürften. Die Treiber sind deshalb die Achillesferse des Riser-Card-Prinzips: Möchte man auf dem billigen Alles-Inklusive-PC später einmal ein neues Betriebssystem installieren, ist man unter Umständen auf veraltete Treiber angewiesen oder muss dann mit PCI-Steckkarten die nicht mehr arbeitenden Funktionen nachrüsten.

Allen Initiativen für einen unkomplizierteren Easy-PC zum Trotz erblicken anscheinend ständig neue Hardware-Spezifikationen das Licht der (Fach-)Welt. Der billige und oberflächlich einfache Simpel-PC entlarvt sich also unter der Haube als immer komplexer; Reparatur oder Aufrüstung sind nur noch mit speziellen, genau zum jeweiligen PC passenden Ersatzteilen möglich. Ob dies für die Kunden letztlich wirklich preiswerter ist, steht aus heutiger Sicht noch in Frage. (ciw)