New-York-Fotografin Cornelia Wilhelm: "Ich liebe jeden, den ich fotografiert habe."

Seite 3: "... für mich war es Horror"

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Sie haben in New York einem Fotografen assistiert, der Shootings für den Pirelli-Kalender gemacht hat. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?

Wilhelm: Ursprünglich wollte ich nach London, dann hat aber ein Kollege in Luzern, der den Fotografen in New York kannte, gesagt, „geh doch zu dem“ und ich dachte „wieso nicht?“ Der hatte immer Assistenten aus der Schweiz, er kam selbst aus Basel.

Nice Bikini

(Bild: Cornelia Wilhelm)

War das so glamourös wie man sich Shootings für den Pirelli-Kalender vorstellt?

Wilhelm: Nein, überhaupt nicht, für mich war es Horror. Ich hatte kein eigenes Zimmer, der Fotograf hat mehr getrunken als gegessen. Ich wollte ein Jahr bleiben, bin aber nach drei Monaten gegangen, bin dann ständig umgezogen und war an zehn verschiedenen Orten in New York zu Hause.

Sie haben unter anderem bei dem Saxophonisten Paul, dem Baseball-Fan Steve, und dem Buddhisten Tony gewohnt, wie Sie in Ihrem Buch schreiben. Haben Sie heute noch Kontakt zu Ihren New Yorker Freunden?

Wilhelm: Als das Buch herauskam, habe ich sie alle wieder bei Facebook gefunden – die leben alle noch und es geht ihnen gut. Aber darüber hinaus, haben wir keinen Kontakt mehr.

Keine Besuche, also?

Wilhelm: Nein, leider nicht. Wir sind eine Künstlerfamilie und hatten nie Geld, ich konnte mir das Reisen nicht leisten. Aber ich würde natürlich sehr gerne noch einmal auf Coney Island fotografieren. Ich müsste nur einen Sponsor finden, dann würde ich sofort wieder nach New York gehen. (keh)