Niederländische Investoren wollen KPNQwest-Netz kaufen

Um den Geschäftsbericht des insolventen Internet-Carriers gibt es neue Auseinandersetzungen: Die Richtigkeit sei von den Wirtschaftsprüfern noch nicht bestätigt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die niederländische Investorengruppe Trimoteur hat nach Angaben der niederländischen Tageszeitung Telegraaf ein Kaufangebot für das Netzwerk des insolventen Internet-Carriers KPNQwest unterbreitet. Die Konkursverwalter sollen noch am Mittwoch entscheiden, ob sie das Angebot der von wohlhabenden Privatleuten gebildeten Gruppe annehmen wollen, meldete die Zeitung am Mittwoch. Das Angebot betreffe das gesamte, 25.000 Kilometer lange Glasfaserkabel-Netz in Europa. Ein weiteres Kaufangebot wird nach Angaben des Blatts vom US-Konzern AT & T erwartet, bei dem einzelne Branchenexperten allerdings bezweifeln, ob er ein ernsthaftes Angebot für das Gesamtnetz überhaupt vorlegen kann.

Konkursverwalter von KPNQwest aus verschiedenen europäischen Ländern hatten am Dienstag beschlossen, dass auch das Netz verkauft werden kann. Die KPNQwest-Tochtergesellschaft in Österreich wurde bereits an eine Investorengruppe veräußert und soll als EUnet wieder auferstehen. Der Betrieb in der Schweiz wurde bereits Mitte Juni von Via Net.works übernommen.

Die Wirtschaftsprüfer Deloitte & Touche haben die Konkursverwalter in den Niederlanden inzwischen gebeten, den bereits gedruckten Jahresbericht von KPNQwest für 2001 nicht auszuliefern. Entgegen der Darstellung in dem Bericht habe das Büro Arthur Andersen, das inzwischen von Deloitte & Touche übernommen worden ist, die Richtigkeit der im Jahresbericht angegebenen Zahlen noch nicht bestätigt, sagte ein Sprecher gegenüber dpa. Im Bericht sei aber eine unterschriebene Prüfungsbestätigung abgedruckt. Die meisten Exemplare des Jahresberichts liegen nach Angaben der Prüfer noch beim Drucker. Um die Bilanzen von KPNQwest gibt es seit einiger Zeit Auseinandersetzungen: Ein Bankenkonsortium möchte beispielsweise die Geschäftsbeziehungen zwischen KPNQwest und den Hauptanteilseignern KPN und Qwest untersuchen lassen. Ihnen wird vorgeworfen, die Bilanzen von KPNQwest gegenüber Investoren beschönigt zu haben. Jack McMaster, ehemaliger CEO bei KPNQwest, bestreitet allerdings, die Bilanzen frisiert zu haben.

Zur Entwicklung der Situation bei KPNQwest siehe auch:

There’s an English article about KPNQwest’s bankruptcy available with some background information from prior German articles: KPNQwest Files For Bankruptcy. (jk)