Nord Stream 1: Gazprom stoppt Gaslieferung länger als geplant

Eigentlich sollte ab Samstagmorgen wieder Gas strömen. Der russische Lieferant Gazprom meldet aber nun technische Probleme.

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Anlandestelle der Nord Stream 1 in Lubmin.

(Bild: Nord Stream AG)

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Die bisher auf drei Tage angesetzte Unterbrechung der Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland wird länger dauern als geplant. Der russische Konzern Gazprom hat die Gaslieferungen nach eigenen Angaben vollständig eingestellt. Bei den Wartungsarbeiten an der Verdichterstation Portovaya sei an mehreren Stellen, unter anderem an Anschlüssen ein Ölleck entdeckt worden, deshalb könne die Verdichterturbine nicht sicher und störungsfrei betrieben werden.

Gazprom schreibt im Messengerdienst Telegram, die Wartung sei gemeinsam mit Vertretern von Siemens Energy durchgeführt worden. Von dem deutschen Unternehmen stammen die Verdichterturbinen in Portovaya, wo das Gas in die Pipeline Nord Stram 1 gepumpt wird. Gazprom teilt weiter mit, nun seien "geeignete Maßnahmen" erforderlich, um den Gaskompressor weiter betreiben zu können. Christian Bruch, Vorstand von Siemens Energy, sei darüber unterrichtet worden.

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Siemens Energy teilte auf Anfrage der dpa mit, dass man die jüngsten Meldungen zur Kenntnis genommen habe. "Als Hersteller der Turbinen können wir lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt." Solche Leckagen beeinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und könnten vor Ort abgedichtet werden – das sei ein Routinevorgang im Rahmen von Wartungsarbeiten. Auch in der Vergangenheit sei es durch das Auftreten dieser Art von Leckagen nicht zu einem Stillstand des Betriebs gekommen.

Siemens Energy sei aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt, stehe aber bereit, hieß es weiter. In der Verdichterstation Portowaja stünden außerdem genug weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 bereit.

Der Gasfluss durch Nord Stream 1 wurde am frühen Mittwochmorgen wegen Wartungsarbeiten gestoppt. Am heutigen Freitag sah es zunächst so aus, als würde wie geplant ab dem frühen Samstagmorgen wieder Gas durch die Pipeline fließen. Der Pipeline-Betreiber, die Nord Stream AG hatte aus Russland so genannte Nominationen registriert, das heißt Anmeldungen für Kapazitätsbedarf in der Pipeline. Der Umfang entsprach den 20 Prozent der Kapazität, die vor der Unterbrechung durch Nord Stream 1 geströmt waren.

Während der Wartungsarbeiten sollte die einzige in Portovaya noch laufende Verdichterturbine gewartet werden. Offizielle Stellen in Deutschland zweifeln den technischen Hintergrund für die Unterbrechung an. Bis zum Lieferstopp verzeichneten die deutschen Gasspeicher einen Füllstand von 84,26 Prozent.

(anw)