Petition gegen geplante Verlängerung des Urheberrechtsschutzes in der EU

Die Kampagne "Sound Copyright" zeigt sich besorgt über die Pläne der EU-Kommission zur Ausweitung der Schutzfristen für musikalische Werke von 50 auf 95 Jahre, da diese nicht im Interesse der Allgemeinheit liege.

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Die Kampagne "Sound Copyright" zeigt sich besorgt über die Pläne der EU-Kommission zur Ausweitung der Urheberrechtslaufzeiten für musikalische Werke von 50 auf 95 Jahre, da diese nicht im Interesse der Allgemeinheit liege. "Die großen Plattenfirmen wollen ihre Kontrolle über die Tonaufnahmen weit über die derzeit zugesicherten 50 Jahre ausweiten", beklagt die Initiative. Ziel der Labels sei es, "weiterhin Gewinn mit den wenigen Stücken zu machen, die noch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Aufnahme kommerziell verwertbar sind".

Das von Brüssel aufgegriffene Anliegen wird nach Ansicht der Macher der Kampagne, den Bürgerrechtsorganisationen Electronic Frontier Foundation (EFF) und Open Rights Group, aber nach hinten losgehen. Verschiebe sich das Gleichgewicht des Urheberrechts zugunsten der Handvoll davon zunächst profitierenden Plattenfirmen, "wird dies der Musikindustrie als Gesamtheit schaden". Die Leidtragenden wären etwa auch "Künstler, Wissenschaftler, Bibliotheken, Unternehmen und natürlich die Allgemeinheit". Im Zentrum der Protestseite steht daher die Aufforderung an die Nutzer, eine Petition gegen das EU-Vorhaben zu unterzeichnen. Damit soll Brüssel zudem aufgefordert werden, alle Interessenvertreter einschließlich Verbrauchergruppen in die Debatte einzubeziehen.

Generell würde laut der Initiative mit dem Vorstoß der Kommission die anzustrebende Balance im Urheberrecht weiter zugunsten der Rechteinhaber verlagert. Gerade jetzt, wo erste Tonaufnahmen aus dem "ersten goldenen Zeitalter" des Soul, Reggae und Rock'n'Roll bald von den rechtlichen Nutzungsbeschränkungen im Interesse der Öffentlichkeit befreit würden und somit neu aufgelegt oder remixt werden könnten, dürften die Daumenschrauben des Copyright nicht noch enger gezogen werden.

Die Produktionsfirmen haben laut "Sound Copyright" aber "bislang keine überzeugenden wirtschaftlichen Argumente vortragen können, um ihr Anliegen zu unterstützen". Dagegen gebe es überzeugende Beweise, dass eine Verlängerung der Schutzfrist "Innovation verhindern, den Markt für Neuauflagen zerstören sowie nicht wieder gut zu machenden Schaden für Künstler und den Zugang der Allgemeinheit zu ihrem kulturellen Erbe anrichten wird". Die Kampagne erinnert dabei etwa auch an die Empfehlung einer unabhängigen Untersuchung im Auftrag der britischen Regierung, dem so genannten Gowers-Report, wonach die Laufzeiten des Urheberrechts nicht verlängert werden sollten. Zum Ärger der Musikindustrie sowie von Künstlern wie Cliff Richards hatte die britische Regierung es daraufhin abgelehnt, sich für eine Fristverlängerung einzusetzen. (Stefan Krempl) / (anw)