Premiere stellt auf neues Verschlüsselungssystem um

Der einzige deutsche Pay-TV-Sender hat heute Mittag sein Verschlüsselungssystem endgültig von Betacrypt auf Nagravision umgestellt.

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Von
  • Nico Jurran

Der einzige deutsche Pay-TV-Sender Premiere hat heute Mittag sein Verschlüsselungssystem endgültig von Betacrypt auf Nagravision umgestellt. Premiere teilte offiziell mit, dass Geschäftsführer Dr. Georg Kofler persönlich um 12 Uhr mittags mit einem Tastendruck im Premiere Sendezentrum "das geknackte System vom Sender" nahm. Seitdem werden die Premiere-Programme sowohl im Kabelnetz als auch über Satellit ausschließlich mit dem neuen System Nagravision verschlüsselt. Alle Schwarzseher, die Premiere bislang mit gefälschten oder manipulierten Smartcards beziehungsweise über Softcam-Emulation gesehen haben, sind damit vom Empfang der Programme ausgeschlossen.

Für Nagravision hatte sich Premiere im März 2003 entschieden und ab Ende Juli die Umstellung geprobt. Das Verschlüsselungssystem des Schweizer Softwarehauses Kudelski wurde speziell für das Abo-TV-Unternehmen nach Premiere-Angaben weiterentwickelt.

"Das ist ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von Premiere", meinte Kofler. Mit der Abschaltung von betacrypt habe man "das letzte große Kapitel der Vergangenheit abgeschlossen", die Zukunft von Premiere habe heute begonnen. In der Vergangenheit sei er sich wie der Geschäftsführer eines Juweliergeschäftes vorgekommen, dessen Schaufensterscheibe eingeschlagen war. "Jetzt haben wir eine einbruchsichere Panzerverglasung -- und niemand bedient sich an unserer Auslage, ohne zu zahlen", ist sich Kofler sicher.

Der Premiere-Geschäftsführer geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der nach Schätzungen des Senders rund eine Million Schwarzseher in den kommenden sechs Monaten zu regulären Premiere-Abonnenten werden. "Sie haben ja bereits in der Vergangenheit für Premiere gezahlt, leider nur an die falschen Adressen: an die Kartendealer", meinte Kofler. Premiere geht davon aus, dass die Zahl der Digital-TV-Receiver, mit denen man Premiere und andere digitale Programme sehen kann, schneller wachsen wird als bisher. Bis Ende 2004 rechne man mit sieben bis acht Millionen Digital-TV-Haushalten in Deutschland, bis Ende 2006 werde sich diese Zahl noch einmal verdoppeln.

Kofler warnte zudem nachdrücklich vor Piratenkarten und Software-Angeboten, die auf dem Schwarzmarkt und im Internet angeboten werden. "Wer diese wirkungslosen Wundermittel kauft, fällt auf plumpe Betrüger herein und macht sich obendrein strafbar." (nij)