Qualcomm Snapdragon 8cx Gen 3: Die Notebook-CPU, die 2020 top gewesen wäre

Vier Cortex-X1-Kerne, vier Cortex-A78, 5-Nanometer-Fertigung – der Snapdragon 8cx Gen 3 hätte vor einem Jahr richtig gut punkten können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 75 Kommentare lesen

(Bild: Steffen Herget / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Qualcomm spendiert dem Notebook-Prozessor Snapdragon 8cx nun einen echten Nachfolger: Das Modell stammt noch von Ende 2018, entsprechend alt und langsam sind die eingesetzten ARM-CPU-Kerne. Die Gen-2-Auffrischung brachte lediglich höhere Taktfrequenzen. Mit der Gen 3 kommt nun ein großer Geschwindigkeitssprung für lüfterlose Notebooks, die im ersten Halbjahr 2022 erscheinen sollen.

In mehrkernoptimierten Anwendungen soll die CPU-Leistung um bis zu 85 Prozent steigen, beim Singlethreading um bis zu 40 Prozent. Auch die integrierte Adreno-GPU wird deutlich flotter – laut Qualcomm um bis zu 60 Prozent. Der Sprung ist bitter nötig, wenn Microsoft und Qualcomm noch eine Chance mit Windows 11 on ARM gegen Apples ARM-Macbooks haben wollen. Microsofts Surface Pro X mit angepasstem Snapdragon 8cx überzeugte im Gegensatz zu den M1-Macs nicht.

Da bisher keine andere Firma ARM-Prozessoren für Windows-PCs entworfen hat, spricht Qualcomm erneut von den schnellsten CPUs für Windows on ARM. Dem Datenblatt des Snapdragon 8cx Gen 3 nach zu urteilen, wäre die CPU im Jahr 2020 rundum ein Topmodell für ARM-Verhältnisse gewesen. Da hätte Qualcomm auch nur mit Apples M1 und nicht den aufgebohrten Prozessoren M1 Max sowie M1 Pro konkurrieren müssen. Im Jahr 2021/2022 muss man sich hingegen fragen, ob Qualcomm Notebooks stiefmütterlich behandelt.

Anders als der Smartphone-Prozessor Snapdragon 8 Gen 1 erscheint der Snapdragon 8cx Gen 3 nicht mit ARMv9-Architektur und den neuen Cortex-Kernen X2, A710 und A510, sondern mit älterer ARMv8-Kost. Innerhalb der ARMv8-Welt fährt die CPU dann aber immerhin alle Geschütze auf: Vier Cortex-X1-Kerne mit Taktfrequenzen von fast 3 GHz als Performance-Kerne und vier 2,4 GHz schnelle Cortex-A78 als Effizienzkerne. Zum Vergleich: Die meisten Smartphones verwenden bestenfalls einen Cortex-X1 und drei Cortex-A78 als Performance-Kerne, als Effizienzkerne kommen dort deutlich langsamere Cortex-A55 zum Einsatz. Lediglich Googles Pixel-6-Modelle haben zwei Cortex-X1.

Qualcomms Präsentation zum Snapdragon 8cx Gen 3 und 7c+ Gen 3 (8 Bilder)

(Bild: Qualcomm)

In den bisherigen Notebook-Snapdragons verwendete Qualcomm jeweils vier angepasste Cortex-A76 und Cortex-A55, deren Rechenleistung für native Windows-ARM-Apps schon recht gering war und für eine stets flüssige x86-Emulation nicht genügte. Keine Veränderung gibt es beim Speicher – an einem 128 Bit breitem Speicher-Interface lassen sich etwa 8 oder 16 GByte LPDDR4X-4266-RAM anbinden.

Parallel zum Snapdragon 8cx Gen 3 kündigt Qualcomm auch den günstigeren Snapdragon 7c+ Gen 3 mit jeweils vier Cortex-A78 und Cortex-A55 an. Er soll die CPU-Multithreading-Leistung verglichen mit dem Gen-2-Prozessor um bis zu 60 Prozent erhöhen, die Singlethreading-Leistung um bis zu 30 Prozent. Die GPU-Performance steigt um bis zu 70 Prozent. Damit sollte das neue Einstiegsmodell schneller sein als das alte Topmodell.

Anders als beim Snapdragon 8cx Gen 3 integriert Qualcomm beim 7c+ Gen 3 ein 5G-Modem in Form des Snapdragon X52 – beim 8cx Gen 3 können Hersteller auf Wunsch ein eigenständiges 5G-Modem von Qualcomm wie das Snapdragon X65 koppeln.

Notebook-Prototypen mit Snapdragon 8cx Gen 3 und 7c+ Gen 3 (5 Bilder)

Links ein Notebook mit Snapdragon 7c+ Gen 3, rechts mit Snapdragon 8cx Gen 3.
(Bild: Steffen Herget / heise online)

Fertigungsseitig setzt Qualcomm weiterhin auf Samsung. Auch in dem Aspekt hinkt der Snapdragon 8cx Gen 3 jedoch dem Smartphone-Prozessor Snapdragon 8 Gen 1 hinterher: Er nutzt nicht die neueste 4-nm-Technik, sondern den älteren 5-nm-Prozess 5LPE, der 2020 aktuell gewesen wäre. Qualcomm titelt werbeträchtig mit der ersten 5-nm-Plattform für Windows-PCs. AMD folgt mit Zen-4-CPUs spätestens im Jahr 2023.

5LPE ist Samsungs erster 5-nm-Prozess, der weniger effizient ist als 5LPP. Der bisherige Snapdragon 8cx und der 8cx Gen 2 liefen mit 7 nm bei Samsung vom Band (7LPP). Der Snapdragon 7c+ Gen 3 setzt derweil auf günstigere 6-nm-Technik anstelle von 8 nm beim 7c und 7c Gen 2.

Unterm Strich wirkt der Snapdragon 8cx Gen 3 wie eine verzögerte Überbrückung, bis 2023 erste ARM-Notebooks mit selbstentworfenen CPU-Kernen erscheinen. Dafür hat Qualcomm das Start-up Nuvia übernommen, das Apples früherer CPU-Chefarchitekt gegründet hatte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(mma)