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RealityCapture vereinfacht Photogrammetrie für Spiele-Entwickler

Künftig können Entwickler direkt aus ihrer Engine heraus 3D-Modelle anhand von Photos erstellen. Die Software ist kostenlos, Nutzer zahlen für einzelne Projekte Gebühren.

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RealityCapture vereinfacht Photogrammetrie für Spiele-Entwickler

(Bild: Capturing Reality)

Lesezeit: 3 Min.

Der slowenische Software-Hersteller Capturing Reality hat zusammen mit NVidia auf der Game Developers Conference eine neue Version seiner Photogrammetrie-Software "RealityCapture" vorgestellt, die atemberaubend realistische 3D-Umgebungen aus Fotosammlungen konstruiert. RealityCapture vereinfacht den aufwendigen Prozess der Bild-Sammlung und -Bearbeitung. Die bisher nur Stand-alone arbeitende Software kann künftig auch direkt in Entwickler-Engines wie Unity oder Unreal integriert werden. So können Entwickler schneller 3D-Modelle und Texturen aus ihren Fotosammlungen generieren.

Der generelle Workflow für Photogrammetrie ist überaus zeitintensiv. Die RealityCapture Engine soll ihn drastisch vereinfachen.

(Bild: Capturing Reality)

Anwender können mit einfachen Kameras Fotos von Objekten oder Gebäuden schießen. Dabei müssen sie nur darauf achten, dass die Bilder nicht verwackelt sind und sich idealerweise zu 50 Prozent überlappen. Die Zahl der Fotos für ein Objekt oder Gebäude kann zwischen wenigen Hundert bis zu 100.000 variieren. Neben einzelnen Aufnahmen lassen sich auch Videos beispielsweise von Drohnen verarbeiten. Um die Rechenzeiten von mehreren Stunden zu verkürzen, lohnt es sich, verwackelte Aufnahmen vorab auszusortieren.

Um aus den Schnappschüssen ein 3D-Modell zu erstellen, muss man nur den Ordner mit allen Fotos an die RealityCapture-Engine übergeben. Sie berechnet dann anhand wiederkehrender Muster auf den Bildern die genaue Position, die die Kamera bei der Aufnahme hatte und konstruiert daraus ein 3D-Modell, dass sich exportieren und in anderen Modelling-Programmen wie Maya weiter verarbeiten lässt. Zudem spuckt die Engine auch passende Texturen und Normal-Maps aus. Liegen mehrere Bilder von ein um dem selben Punkt auf dem Objekt vor, kann die Software auch Belichtungs- und Schatten-Effekte herausrechnen, sodass sich die Texturen in der Engine dynamisch mit neuen Lichtquellen beleuchten lassen. Die Ergebnisse sahen in der Demonstration sehr beeindruckend aus und ermöglichen dreidimensionale fotorealistische Spiele-Landschaften.

Wie durch Zauberei berechnet die RealityCapture Engine jede virtuelle Kameraposition nur anhand der Fotos und konstruiert daraus ein 3D-Modell.

(Bild: Capturing Reality)

Laut Capturing Reality arbeitet die Software überaus effizient, sodass man bereits bei der Fotosession vor Ort die Bilder direkt auf ein Laptop übertragen und sehen kann, ob die Aufnahmen zu dem Modell passen und alle Bereiche abdecken. Für die finale Modell-Berechnung kann man dann im Büro am Arbeitsplatzrechner CUDA-Grafikkarten von Nvidia zur Beschleunigung einsetzen.

Capturing Reality will seine Photogrammetrie-Engine künftig anderen Software-Entwicklern kostenlos zur Verfügung stellen. So können beispielsweise Hersteller von Spiele-Engines die Funktionen einbauen. Gezeigt wurde dies am Beispiels eines Plug-ins für Unity. Der Anwender konnte direkt in der Engine aus einem Ordner mit einigen Hundert Fotos ein texturiertes 3D-Modell erstellen. Dabei verarbeitet die Engine bislang nur Aufnahmen in SDR mit 8 Bit Farbtiefe. HDR-Fotos sollen erst in einer späteren Version folgen.

Während die Software kostenlos ist, zahlt der Anwender jedoch Gebühren pro Recheneinsatz. Wie hoch diese Nutzungsgebühren ausfallen sollen, sagte der Hersteller nicht. Die Beta-Phase zur Einbindung der RealityCapture Engine soll im zweiten Quartal beginnen. Das neue Zahlungsmodell mit der Nutzungsgebühr pro Anwendung soll im dritten Quartal folgen. (hag)