Reporter ohne Grenzen sieht zunehmende Internet-Zensur in China

Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung hat die chinesische Regierung ihre Zensurbemühungen verstärkt, berichtet die Organisation, die sich für Meinungs- und Pressefreiheit einsetzt.

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Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in den vergangenen Tagen verstärkte Bemühungen der chinesischen Regierung zur Zensur des Internets beobachtet. Anlässlich des 60. Jahrestags der Staatsgründung, den die Volksrepublik übermorgen möglichst ungestört feiern wolle, richteten sich die Maßnahmen unter anderem gegen die Umgehung von Internetsperren. So hätten die Behörden zehntausende IP-Adressen blockiert, über die möglicherweise das Anti-Zensurtool Freegate oder VPN genutzt worden seien, berichtet die Organisaton, die sich für Meinungs- und Pressefreiheit einsetzt.

Die "Große Firewall", die chinesische Internetnutzer davon abhalten soll, für sie "ungeeignete" oder politisch nicht erwünschte Inhalte zu erblicken, sei noch nie so gefestigt gewesen wie nun am Vorabend der Jubiläumsfeierlichkeiten, meint RSF. Die aktuellen Restriktionen machten es noch schwieriger für die Chinesen, sich an sozialen Netzwerken und Video-Sharing-Sites zu beteiligen. Auch seien einige uigurischsprachige und mongolische Websites nicht mehr erreichbar. Bewohner des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang seien drei Monate lang vom Internet abgeschnitten gewesen.

Darüber hinaus sollen chinesische Hacker auf den Websites eines taiwanischen und eines australischen Filmfestivals fremdenfeindliche Botschaften hinterlassen haben. Sie sollen damit dagegen protestiert haben, dass ein Film des Exil-Uiguren Rebiya Kadeer auf den Festivals gezeigt wurde. Die Volksrepublik sehe Kadeer als einen der Rädelsführer der Zusammenstöße zwischen Han-Chinesen und Uiguren im Juli. Ebenso sollen ausländische, in der Volksrepublik tätige Journalisten virenverseuchte E-Mails erhalten haben, über die Hacker versucht hätten, Kontrolle über die Computer zu bekommen. Japanische Journalisten, die eine Probe der Paraden zum Jahrestag beobachtet hätten, sollen überfallen worden sein.

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(anw)