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Russisch-italienischer Fusionsreaktor

Ben Schwan

Ein Forschungsteam will mit Hilfe eines kleinen Ignitors in der Nähe von Moskau die Kernfusionsforschung vorantreiben – nicht in Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum internationalen ITER-Reaktor.

Kommt sie noch, oder kommt sie nicht mehr? Die Kernfusion als unerschöpfliche Energiequelle der Zukunft ist schon so oft beschworen worden, dass sie heute in der energiepolitischen Diskussion nur noch ein Schattendasein fristet. Ein italienisch-russisches Projekt schickt sich jetzt an, die Entwicklung mit Hilfe eines kleineren Fusionsreaktors in der Nähe von Moskau voranzutreiben, berichtet [1] Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Bereits im April hatten Italien und Russland eine Zusammenarbeit an dem neuen Reaktor vereinbart. „Die beiden Ministerpräsidenten Putin und Berlusconi nehmen das Projekt sehr ernst“, sagt der MIT-Physiker Bruno Coppi [2], leitender Fusionsforscher der beteiligten Nationalen Agentur für neue Technologien, Energie und Umwelt [3] (ENEA) von Italien. In Moskau arbeitet Coppi gerade mit seinen russischen Kollegen den Vertrag aus.

Der geplante Reaktor soll als so genannter Ignitor [4] konstruiert werden. Das Ignitor-Konzept ist eine Weiterentwicklung mehrerer Forschungsreaktoren vom Typ „Alcator“, die Coppi seit 1977 am MIT maßgeblich konzipiert hat. Sie erreichen unter den existierenden Fusionsreaktortypen die bislang höchsten Temperaturen und magnetischen Feldstärken.

Auch der Ignitor basiert auf der so genannten Tokamak-Konstruktion: In einem torusförmigen Behälter – vergleichbar einem aufblasbaren Schwimmreifen – pressen starke Magnetfelder superheißes Wassserstoff-Plasma zusammen. Das Plasma wird dabei elektrisch oder mittels hochfrequenter Radiowellen erhitzt. Übersteigen Temperatur und Druck bestimmte Werte, sollen sich dann aus Kernen der Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium Heliumkerne bilden. Bei diesem Vorgang würden gewaltige Energiemengen freigesetzt, von denen ein Teil einen Stromgenerator antreiben könnte. Der Rest würde dazu verwendet, um die hohe Arbeitstemperatur zu halten.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1009050

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/hintergrund/3-2-1-Ignition-1006325.html
[2] http://web.mit.edu/physics/people/faculty/coppi_bruno.html
[3] http://www.enea.it/com/ingl/default.htm
[4] http://www.frascati.enea.it/ignitor/
[5] https://www.heise.de/hintergrund/3-2-1-Ignition-1006325.html
[6] mailto:bsc@heise.de