SCO vs. Linux: Alle Karten nie gebauter Straßen

SCO hat im Verfahren gegen IBM gefordert, unbeschränkten Zugriff auf IBMs Versionskontrollsystem CMVC zu bekommen, um einen vollständigen Einblick in die Entwicklung von AIX und Dynix zu erhalten.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um angeblich in Linux verwendeten, aus Unix System V geklauten Source-Code hat die SCO Group in einer Anhörung vor Gericht erneut verlangt, einen unbeschränkten Zugriff auf IBMs Versionskontrollsystem CMVC zu bekommen, um einen vollständigen Einblick in die Entwicklung von AIX und Dynix zu erhalten. Hintergrund der Forderung ist die Vorstellung der SCO-Experten, irgendwann einmal auf Programmierer-Kommentare oder sogar E-Mails zu stoßen, in denen IBM-Programmierer Hinweise geben, wie sie Teile aus Unix System V nutzten und verfremdeten. Im nächsten Schritt müsste dann gezeigt werden, ob in Linux die entsprechenden AIX- oder Dynix-Fragmente auftauchen.

Wie schon einmal kam in der Verhandlung die Stadt Aurora ins Spiel. IBMs Anwalt konterte das Ansinnen mit der Feststellung, dass SCO eine Karte aller chinesischen Straßen, gar eine Karte aller geplanten, doch nie gebauten chinesischen Straßen haben wolle.

Zur Verhandlung erschien SCO mit zwölf Rechtsanwälten. Ein neu zum Fall hinzugekommener Anwalt führte das Wort. Gegenüber der französischen Zeitung Le Monde Informatique hatte der unlängst in Europa weilende SCO-Chef Darl McBride die Anwaltskosten auf 31 Millionen US-Dollar jährlich beziffert. Den neuen SCO-Anwälten unterlief bei der Verhandlung der gravierende Fehler, aus als vertraulich eingestuften E-Mails von IBM zu zitieren, was zum sofortigen Protest von IBM führte. Aus diesem Grunde veröffentlicht das Gericht nicht wie üblich das Protokoll der Verhandlung, sondern nimmt die ganze Sache unter Verschluss.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (tol)