Sachsens Ministerpräsident will nach Qimonda-Pleite künftige Investoren unterstützen

"Die Staatsregierung wird alles tun, um einen künftigen Investor zu unterstützen. Unser Hilfsangebot steht unverändert", sagte Stanislaw Tillich. Die IG Metall plädiert für eine Weiterführung des Unternehmens.

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  • dpa

Nach Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) hat auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) einem möglichen Investor für den insolventen Chiphersteller Qimonda Hilfe zugesagt. "Die Staatsregierung wird alles tun, um einen künftigen Investor zu unterstützen. Unser Hilfsangebot steht unverändert", sagte Tillich heute in Dresden laut einer Mitteilung. Eine Beteiligung Sachsens an möglichen Firmenauslagerungen, die im Zug der Insolvenz entstehen könnten, schloss er aus. Dennoch sprach Tillich mit Blick auf die Pleite von einer zweiten Chance für das Unternehmen, seine Technologien und Mitarbeiter. Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat Hilfe zugesagt. Wie diese aussehen könnte, wurde noch nicht bekannt.

Die IG Metall, die dem Qimonda-Management Versagen vorwirft, hat für eine Weiterführung des Speicherchip-Herstellers plädiert. Ein Aus würde das sächsische Halbleitercluster entscheidend schwächen und die Verlagerung grundlegender Technologieentwicklungen aus Europa beschleunigen, teilte die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen mit. "Es geht um den Erhalt einer selbstständigen europäischen Halbleiterindustrie und damit um eine industriepolitisch sehr relevante Branche", sagte Wigand Cramer, IT-Experte der IG Metall. Nun müsse ein Fortführungskonzept entwickelt werden, wobei die breite Unterstützung aller politischen Akteure gefragt sei.

Bei Qimonda Dresden herrscht ratloses Schweigen. In den vergangenen Wochen war hart um das Überleben des für den Halbleiterstandort Sachsen so wichtigen Unternehmens gepokert worden. Im Falle, dass das Schwergewicht mit derzeit rund 3000 Arbeitsplätzen den Bach runtergeht, wird ein Horrorszenario skizziert. Befürchtet wird sogar ein Dominoeffekt, der die gesamte Branche in Sachsen ins Wanken bringt. Immerhin waren seit der Wende durch die CDU-Förderpolitik im Freistaat nach Angaben der Linksfraktion rund 1,5 Milliarden Euro in die Ansiedlung von Leuchtturmfirmen wie AMD, Infineon und Qimonda geflossen. In ihrem Sog siedelten sich rund 1200 Unternehmen an, die rund 44.000 Menschen Arbeit geben.

Qimonda sollte nicht das Opfer der weltweiten Halbleiterkrise werden. Nach langer Überlegung servierte Sachsen deshalb dem Unternehmen Mitte Dezember die 150-Millionen-Euro Hilfe wie auf einem Silbertablett. Die nur wenige Stunden später folgende Ablehnung durch die Konzernspitze aus München irritierte und hinterließ ratlose Gesichter. Als dann kurz vor Weihnachten mit Portugal ein eher unerwarteter Retter mit ins Boot geholt werden konnte, gab es wieder zaghafte Hoffnung.

Mit Zuversicht wurde im Hintergrund weiter am Verhandlungspaket gearbeitet. Zudem wurde die Konzernspitze immer wieder an die Forderung erinnert, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. Bis Donnerstag war das Wort Insolvenz in Sachsen im Zusammenhang mit Qimonda kaum öffentlich gefallen. Doch als kurzfristig weitere 300 Millionen Euro für das Überleben des Unternehmens gefordert wurden, war das weitere Szenario fast absehbar.

"Der Freistaat hat alles versucht, um für Qimonda am Standort Dresden eine längerfristige Perspektive zu schaffen", äußerte sich Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) nun enttäuscht. Sachsen sei bis an die Grenze des Vertretbaren gegangen.

An die Mitarbeiter und die Technologie von Qimonda werde geglaubt, wird immer weiter beteuert. Mit Tillichs Aufmunterung werden die Dresdner Qimonda-Beschäftigten ins Wochenende entlassen. Doch in Krisenzeiten dürften Investoren für einen am Boden liegenden Markt wie die Halbleiterbranche schwer zu finden sein.

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(dpa) / (anw)