Satelliten-Betreiber Telesat bucht Starts bei SpaceX

SpaceX soll mit 14 Starts die Lightspeed-Satelliten von Telesat ins All bringen. Ab dem Jahr 2027 will Telesat dann seinen globalen Dienst anbieten.

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Künstlerische Darstellung eines Teils der Erdkugel mit vielen Satelliten; im Hintergrund ein Sonnenuntergang

(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

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Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX wird ab 2026 Satelliten für das Lightspeed-Netzwerk des kanadischen Satelliten-Betreibers Telesat ins All befördern. Diese sollen Breitbandverbindungen für Unternehmen, Behörden und Telekommunikationsanbieter mit einer Latenz von unter 50 Millisekunden bereitstellen.

Wie Telesat bekannt gibt, wird SpaceX mit vierzehn Starts der Falcon-9-Rakete von Kalifornien und Florida aus die Lightspeed-Satelliten in den erdnahen Orbit bringen. Jede Falcon-9-Mission wird demnach bis zu 18 Lightspeed-Satelliten mit einem einzigen Start ins All befördern. Die Starts sollen ab 2026 in Abfolge laufen – sechs Jahre nach dem von Telesat ursprünglich bekanntgegebenen Jahr 2020. Nun sieht sich Telesat in der Lage, ab 2027 einen globalen Datendienst anzubieten. Ungefähr zu der Zeit möchte Amazon seine Konstellation Kuiper in Betrieb nehmen.

Der Wechsel von Telesat zu SpaceX sei als Neuausrichtung zu verstehen, schreibt der Tech-Blog Ars Technica. Bislang hat der kanadische Satelliten-Betreiber mit Blue Origin und Relativity Space geplant. In der Presseerklärung bezeichnet Telesat die Falcon 9 von SpaceX jetzt als die "zuverlässigste und einzige wiederverwendbare Orbitalrakete, die heute fliegt". Die Falcon-Raketenfamilie hat bald 250 erfolgreiche Missionen hintereinander absolviert.

Space X scheut sich auch nicht, Satelliten für seine Mitbewerber auf dem Satelliten-Breitbandmarkt zu starten. Erst im Juli brachte eine Falcon Heavy-Rakete den Riesensatelliten des Konkurrenten EchoStar ins All. Auch Internetsatelliten für OneWeb oder Viasat wurden schon von Space X befördet.

Telesat setzt allerdings nicht exklusiv auf SpaceX. So kündigte das Unternehmen 2019 eine Vereinbarung mit Blue Origin über mehrere Starts für eine unbestimmte Anzahl von Missionen an, um Lightspeed-Satelliten mit Blue Origins New-Glenn-Rakete in die Umlaufbahn zu bringen. Damals sagte Blue Origin, dass die New-Glenn-Rakete ihren ersten Start im Jahr 2021 durchführen würde; heute scheint unwahrscheinlich, dass dies vor 2025 geschieht.

"Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit Blue Origin und glauben, dass sie mit der Zeit ein geschätzter Startanbieter werden, und wir denken, dass es wichtig ist, Optionen für unsere Startdienste zu haben", sagte ein Telesat-Sprecher gegenüber Ars Technica.

Ebenfalls im Jahr 2019 gaben Telesat und Relativity Space einen Vertrag über den Start von Satelliten in kleineren Paketen mit Relativitys Rakete Terran 1 bekannt, die im März ihren ersten und einzigen Teststart absolvierte. Telesat habe allerdings nie vorgehabt, "Relativity als Teil unserer ersten Konstellation einzusetzen", sagte der Sprecher zitiert zu Ars Technica. Relativity komme demnach eher für den Start von Einzelsatelliten in Betracht.

Das Lightspeed-Netzwerk von Telesat richtet sich an Unternehmenskunden wie Mobilfunkbetreiber und öffentliche Einrichtungen, darunter Schulen, medizinische Dienste und Streitkräfte. "Das optisch gekoppelte Telesat-Lightspeed-Netzwerk wurde von Anfang an für die anspruchsvollen, missionskritischen Verbindungsanforderungen von Unternehmen und Behörden entwickelt und wird Datenverbindungen mit mehreren Gbit/s und hochsichere, belastbare Breitbandverbindungen mit geringer Latenz überall auf der Welt bereitstellen”, schreibt Telesat.

Noch im vergangenen Jahr musste Telesat aus Budgetgründen sein Lightspeed-Netzwerk auf 198 Satelliten eindampfen. Im August unterzeichnete das Unternehmen eine Vereinbarung mit MDA als Hauptsatellitenhersteller und sieht sich damit gut gerüstet. Die MDA-Satelliten sind zirka 75 Prozent kleiner als die ursprünglich geplanten Modelle des Satellitenbauer Thales, was die Startkosten deutlich reduziert. MDA nutzt eine relativ junge Antennentechnik, bei der mehrere Funksignal parallel besser ausgerichtet werden (digital beam forming). Für 156 der 198 vorgesehenen Satelliten hat Telesat nach eigenen Angaben die Finanzierung gesichert; deren Einnahmen sollen den Rest der Konstellation bezahlen, sollten sich nicht bereits im Vorfeld weitere Investoren einfinden.

Die jahrelange Verzögerung und den Umstieg bei den Satelliten von Thales zu MDA führt Telesat auf die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemian zurück. Probleme mit der Lieferkette hätten dazu geführt, dass Thales nicht zu den ursprünglichen vorgesehenen Kosten produzieren kann, erzählte Telesat-Chef Dan Goldberg jüngst Space News. Er sieht in der Verzögerung Vorteile: Telesat könne jetzt bessere Technik mit höherer Kosteneffizienz bestellen. Die Satelliten selbst sollen 3,5 Milliarden US-Dollar kosten, etwa zwei Milliarden weniger als ursprünglich budgetiert. Auch die Terminals der Endkunden seien inzwischen besser geworden.

Allerdings muss Telesat jetzt darum kämpfen, seine Frequenzrechte nicht zu verlieren. Im Juli hat das Unternehmen einen Testsatelliten in den erdnahen Orbit gebracht. Damit nutzt die Firma einen Teil ihrer Frequenzen und verhindert so den Verfall der entsprechenden internationalen Nutzungsrechte. Gleichzeitig muss Telesat aber auch mit nationalen Regulierungsbehörden verhandeln, die nicht genutzte Frequenzrechte regelmäßig einziehen.

Den Wettbewer mit Space X und Kuiper fürchtet Goldberg nicht. Diese beiden würden sich auf Konsumenten konzentrieren, während Telesat Großkunden mit garantierten Mindestbandbreiten und Service Level Agreements bedienen werde. "Wir glauben, dass es 2027 einen großen adressierbaren Markt geben wird", sagte der Telesat-Chef zu Space News, "Wir brauchen nur einen kleinen Teil davon, um die Ziele unseres Businessplans zu erreichen".

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