Pokémon Sleep startet: Ein Schlaftracker mit Gamification

Der Schlaftracker Pokémon Sleep ist in den Play Stores erhältlich. Die Inhalte des Spiels drehen sich vor allem um physische Bedürfnisse, Essen und Schlafen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Relaxo will versorgt werden

Schlafender Relaxo

(Bild: The Pokémon Company)

Update
Stand:
Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Sieben Jahre nach Pokémon Go gibt es eine neue App von der Pokémon Company und dem Entwicklerstudio Select Button. Diese hat deutlich weniger mit dem außerhäuslichen Sammeln von Taschenmonstern zu tun als man zunächst vermutet: Die Schlaftracker-App Pokémon Sleep soll bei seinen Nutzern zu einem geregelten Schlafrhythmus führen und beschäftigt sich mit den physiologischen Grundbedürfnissen von Lebewesen – Essen und Schlafen. Je mehr Schlaf und Essen, desto mehr Punkte. Die maximale Punktzahl und auch mehr Pokémon gibt es für mindestens 8,5 Stunden Schlaf. Wer Pokémon Sleep testen will, kann sie im App Store oder in Googles Play Store herunterladen.

Update

Ergänzt, dass Pokémon Sleep jetzt für alle zugänglich ist.

heise online durfte die neue, bereits 2019 angekündigte App vorab testen. Für einen ersten Test erhielten Influencer und Tech-Journalisten ein Smartphone mit vorinstallierter Pokémon-Sleep-App und ein zugehöriges Ladekabel, damit auch das Handy morgens Energie hat.

Pokémon Sleep ist komplett kostenlos; In-App-Käufe ergänzen die App um Beeren oder ein Schlaftagebuch. Nach der Registrierung, für die nur ein Nutzername nötig ist, führt der Schlafforscher Professor Neroli durch das Spiel – dabei erklärt er seine Vorgehensweise sehr ausführlich:

Ich erforsche den Schlaf von Pokémon.[...] Bei meiner Forschung habe ich eine Entdeckung über die Relaxo gemacht, die auf den Inseln hier leben. Sie verfügen über eine überaus geheimnisvolle Kraft, mit der sie Pokémon in ihrer Nähe in Schlaf versetzen können! Ich habe daher ein Gerät namens Schlafsynchronisierer entwickelt, um diesen Effekt zu verstärken. Wenn wir deinen Schlaf mit dem eines Relaxo synchronisieren, werden mehr Pokémon angelockt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Außerdem erzählt Professor Neroli, dass das Helfer-Pokémon Pikachu auch schläft, wenn man selbst schläft. Zudem muss eine geplante Schlafenszeit samt Erinnerung an selbige festgelegt werden. Obendrein lässt sich ein Wecker einstellen. Eine Internetverbindung sollte ebenfalls bestehen; manche Tester hatten wohl das Problem, dass die App den Schlaf sonst nicht getrackt hat.

Lässt sich der Schlaf (endlich) tracken, ist eine Mindestschlafdauer von zwei Stunden erforderlich, neben der normalen Schlafzeit ist auch ein Mittagsschlaf möglich. Dafür muss lediglich unten rechts in der App die Schlafen-Taste gedrückt werden. Optional kann die App eine Einschlafmelodie abspielen. Die war aber an unserem Test-Smartphone auch in der geringsten Einstellung so laut, dass sie uns eher vom Schlafen abhielt.

Das Handy muss zum Tracken neben dem Kopfkissen liegen, damit die Sensoren nicht nur die Geräusche, sondern auch die Bewegungen erkennen können. Was technisch dahintersteckt, wollten die Macher, The Pokémon Company, bei dem Test noch nicht erklären.

Viele Mobilbetriebssysteme schicken Apps in den Schlafmodus, wenn der Sperrtaster betätigt wird. Daher empfehlen die Macher, The Pokémon Company, das Handy mit dem eingeschalteten Display nach unten hinzulegen. Wer die App täuschen möchte, kann übrigens nicht einfach eine Puppe ins Bett legen, da dann – sofern überhaupt keine Bewegung erkannt wird – auch keine Daten erfasst werden.

Nach einer relativ kurzen Nacht in Hamburg gab es für uns nach fünf Stunden und 24 Minuten 64 Schlafpunkte. Es werden nicht nur die Bewegungen, sondern auch Schlafgeräusche ab einer bestimmten Lautstärke aufgezeichnet. Das lässt sich aber ebenfalls ausstellen. Die App schlüsselt unter anderem die Zeit bis zum Einschlafen sowie die Halbschlaf-, Leichtschlaf- und Tiefschlafphasen auf. Eine Halbschlafzeit wurde beim Test nicht erfasst, dafür aber eine Leichtschlafphase von einer Stunde und 28 Minuten und eine Tiefschlafphase von drei Stunden und 56 Minuten.

Demnach haben sich in der Tiefschlafphase um Relaxo die Pokémon Fluffeluff, Schiggy und Tragosso versammelt. Letzteres "wird mitunter im Schlaf weinend vorgefunden. Vielleicht träumt es von seiner verstorbenen Mutter" – zumindest für Pokémon-Fans interessante Details, die aber auch deprimierend anmuten.

Pokémon Sleep (14 Bilder)

Relaxo

Relaxo geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach
(Bild: The Pokémon Company)

Am nächsten Morgen mussten die angesammelten Pokémon erst einmal angefüttert werden, damit sie einen mögen. Um Relaxo schnell zu Stärke zu verhelfen, kann man ihn beispielsweise mit Luxusäpfeln füttern und bestenfalls bekochen – bis zu dreimal täglich. Dafür muss man die App öffnen und die entsprechende Funktion anwählen, im Auto-Kochen-Modus geht das schneller.

Jeden Montag beginnt eine neue Forschungsmission. Dann müssen die Spieler einen neuen Relaxo auf einer anderen Insel füttern, wobei Pikachu als Helfer-Pokémon ebenfalls eine zentrale Rolle innehat. Es sammelt tagsüber Beeren für Relaxo und kann Talente aktivieren. Am Wochenende können eventuell mehr und auch seltenere Pokémon angefüttert werden, heißt es von der Pokémon Company. Alle Punkte werden im "Schlafdex" erfasst. Wie bei Pokémon Go gibt es auch in der Schlaf-App einen Beutel mit Gegenständen wie Beeren.

Ähnlich wie bei Pokémon Go können die Spieler andere Spieler als Freunde hinzufügen, etwa um ihre Schlafdauer, ihren Schlaftyp und andere Informationen wie die Anzahl der entdeckten Schlafposen und die Pokémon in ihren Helferteams mit ihnen zu teilen. Sie können auch Belohnungen erhalten, wenn sie die Schlafdaten ihrer Freunde überprüfen.

Die App ist für Android und iOS kostenlos erhältlich, enthält aber In-App-Käufe – etwa für Beeren, einen Premiumpass und ein Schlaftagebuch. Mit dem Premiumpass erhält man beispielsweise das Schlaftagebuch.

Nicht nur Pokémon Sleep, sondern auch ein Nachfolger des Pokémon-Go-Spielzeugs, "Pokémon Go Plus", in Gestalt eines Pokéballs mit dem einfallsreichen Namen "Pokémon Go Plus +" wurden 2019 vorgestellt. Der Pokéball soll ab dem 21. Juli für etwa 60 Euro erhältlich sein. Pokémon Go Plus + enthält auch ein Geräusche machendes Pikachu mit Schlafmütze, dem die Spieler in der Pokémon-Sleep-App begegnen können – sofern das Gerät mit dem Smartphone gekoppelt ist. Außerdem kann Pikachu als sechster Helfer einspringen, ansonsten sind bis zu fünf Helfer-Pokémon möglich.

In Verbindung mit dem Pokéball und der Pokémon-Go-App können Spieler nach dem Drehen von PokéStops mehr Beeren für Pokémon Sleep erhalten. PokéStops sind dafür da, dass Spieler beispielsweise neue Pokébälle, aber auch Gegenstände, etwa die Beeren, erhalten. Letztere können dann auch in Pokémon Sleep verbraucht werden. Ansonsten sind die beiden Spiele komplett getrennt. Ob sich das in Zukunft noch ändern wird, ist unklar.

Pokémon Sleep ist ein gamifizierter Schlaftracker –, die Hersteller sind ja auch The Pokémon Company. Die App soll freundlich daran erinnern und motivieren, rechtzeitig schlafen zu gehen. Somit könnte sie etwas mehr Routine in den Alltag bringen. Allerdings fressen nicht nur die Pokémon allein, sondern auch die App selbst viel Zeit. Es sei denn, man ist diszipliniert und lässt die Pokémon im Zweifel mal etwas hungern oder kocht beispielsweise nicht für Relaxo.

Eine Verknüpfung mit der Pokémon Go App läuft lediglich über Pokémon Go Plus + unkompliziert, aber auch dann bisher nur mit der Möglichkeit, beispielsweise Beeren zu erhalten oder einen sechsten Helfer-Pikachu. Für Pokémon-Fans ist die App sicherlich eine süße Sache, für Menschen, die auf einen Schlaftracker hoffen, wohl eher nicht. Ebenso mag es, wie bei anderen Schlaftrackern auch, befremdlich sein, sich auch über Nacht bewachen zu lassen, zumal derartige Apps nicht nur Bewegungen, sondern auch Geräusche tracken.

(mack)