Schnelle Mittelformatkamera – Fujifilm GFX 100 II

Mit acht Serienbildern pro Sekunde, Motiverkennung und -verfolgung will der Hersteller sein neues Mittelformat-Flaggschiff nun auch sporttauglich machen.

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(Bild: Fujifilm)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps
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Mittelformatkameras findet man weiterhin vor allem in Studios für Food-, Werbe- oder Editorial-Fotografie. Für die Reportage- oder gar Sportfotografie gelten die Boliden meist als zu klobig, unhandlich und zu langsam. Mit diesem Image will Fujifilm nun mit seinem neuen spiegellosen Spitzenmodell, der GFX 100 II, aufräumen.

Kernstück der GFX 100 II ist der neue Mittelformatsensor mit 102 Megapixeln. Typisch für spiegellose Mittelformatkameras ist das 4:3-Format und ein Crop-Faktor gegenüber dem Kleinbildformat von rund 0,6. Die Fläche des Sensors ist also 1,7-mal so groß wie die eines Kleinbildsensors.

Zwar ist die Auflösung im Vergleich zur Vorgängerin, der GFX 100 in etwa gleichgeblieben, jedoch hat sich die Auslesegeschwindigkeit deutlich erhöht. Zusammen mit dem X-Prozessor 5 soll die Kamera nun auf acht Serienbilder pro Sekunde kommen, zuvor waren es lediglich vier. Zudem bietet der Chip einen größeren Pufferspeicher, der für eine größere Anzahl von Bildern reichen soll – Fujifilm nennt 302 Raw-Bilder bei mechanischem Verschluss.

Fujifilm GDX 100 II (13 Bilder)

Mit schnellem 102-Megapixelsensor und 8K-Video ist die GFX 100 II das neue Flaggschiff von Fujifilms GFX-Systems. (Bild: Fujifilm)

Zudem besitzt der GFX 102 Megapixel CMOS II HS-Sensor eine neue Pixelstruktur, die eine höhere Sättigung und damit eine Standard-Empfindlichkeit von ISO 80 ermöglicht. Die Obergrenze der Empfindlichkeit liegt bei ISO 12.800 – erweiterbar auf ISO 102.400. Damit einhergehend sollen sich auch der Dynamikumfang und das Rauschverhalten verbessert haben. Der Pixelpitch, also der Abstand zwei benachbarten Pixeln, beträgt 3,8 Mikrometer.

Optimierte Mikrolinsen vor den einzelnen Pixeln sorgen für eine höhere Lichtausbeute an den Bildrändern. Das soll nicht nur die Abbildungsleistung erhöhen, sondern sich auch positiv auf die Leistungsfähigkeit des Autofokus in den Randbereichen auswirken.

Der sensorbasierte Bildstabilisator (IBIS) wurde ebenfalls weiterentwickelt und soll nun bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen. Der IBIS kann darüber hinaus mit Hilfe der sogenannten Pixel-Shift-Multi-Shot-Technik die Auflösung auf bis zu 400 Megapixel erweitern. Aus 16 um jeweils ein halbes Pixel verschobenen Raw-Aufnahmen errechnet der Pixel Shift Combiner ein hochauflösendes Bild.

Bereits die Vorgängerin besaß einen Autofokus mit Gesichts- und Augenerkennung. Neu hinzugekommen ist die Motiverkennung und -verfolgung, die bereits in aktuellen X-Modellen wie der X-T5 oder der X-H2 zu finden ist. Außer Menschen, Tieren, Vögeln und Insekten erkennt sie auch Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge, Flugzeuge und Drohnen.

Insgesamt bietet der Sensor 424 AF-Messfelder, die maximale Empfindlichkeit des AF liegt bei -5,5 EV. Das ist das Niveau, auf dem auch aktuelle Kameras mit Kleinbildsensor liegen.

Der elektronische Sucher bietet eine Auflösung von 9,44 Megapixeln und einem Vergrößerungsfaktor von 1,0. Er ist abnehmbar und lässt sich mit Hilfe eines optional erhältlichen Adapters bis in die Senkrechte neigen, so dass Fotografinnen und Fotografen etwa bei bodennahen Makroaufnahmen auch von oben in den Sucher schauen können.

Die Kamera ist mit zwei Schächten für Speicherkarten ausgestattet: 1x CFexprss Typ B sowie 1x SD-Card (UHS II). Zudem gibt es einen LAN-Anschluss, einen für Videosignale über HDMI sowie einen USB-C-Port, an den sich auch ein SSD-Laufwerk für Videoaufzeichnungen anschließen lässt.

Der neue Sensor ermöglicht die Aufzeichnung von 4K/60p- und 8K/30p-Videos mit 10 Bit Farbtiefe und 4:2:2-Farbwiedergabe auf der internen CFexpress-Speicherkarte. Wegen der hohen Auslesegeschwindigkeit sollen kaum Rolling-Shutter-Effekte auftreten und auch schnelle Bewegungsabläufe natürlich aufgenommen werden.

In dem Modus "Video Format" lassen sich auch Objektive der Fujinon Premista-Serie sowie Kleinbild- und Anamorphot-Kleinbild-Objektive an der Kamera nutzen. Die Elektronik passt dann den Bildausschnitt automatisch an.

Auch während der Videoaufnahme steht der Tracking-Autofokus mit Motivnachführung zur Verfügung. Das Motiv lässt sich dabei per Touch auf dem Display festlegen.

Die Fujifilm GFX 100 II wird ab dem 28. September zum Preis von 8.000 Euro im Handel erhältlich sein. Zum gleichen Zeitpunkt wird auch der optionale Batteriegriff für 550 Euro verfügbar sein.

Die neue GFX 100 II ist sicher für Fotografen interessant, die hochauflösende Bilder benötigen. Sie hat gegenüber ihrer Vorgängerin einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ob sie aber auch für Reportagen oder Sportfotografie geeignet ist, muss die Praxis zeigen. Immerhin wiegt sie allein schon rund ein Kilogramm und die opulenten Objektive kommen noch hinzu.

(pen)