Schneller Mobilfunk: Wimax-Nachlass könnte an LTE-Advanced übergehen

Der Breitbandfunk Wimax konnte sich weltweit kaum durchsetzen. Den Mobilfunkern fehlen hingegen weiterhin Frequenzkapazitäten. Ericsson und Orange demonstrieren nun, wie sich das brachliegende Wimax-Funkband wiederverwerten ließe.

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Wimax-Nachlass könnte an LTE-Advanced übergehen
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Der Netzwerkausrüster Ericsson und der französische Netzbetreiber Orange haben kürzlich erstmals die kommende Mobilfunktechnik LTE-Advanced (LTE-A) testweise im 3,5-GHz-Bereich eingesetzt und dabei per Carrier Aggregation einen weiteren Träger aus dem 2,6-GHz-Bereich hinzugenommen. Technisch gesehen ist das nicht weiter überraschend, LTE-A ist von Haus aus für die Trägerbündelung ausgelegt.

Mehr Bedeutung hat der Test aus frequenzregulatorischer Sicht: Das 3,5-GHz-Band ist in vielen Ländern der Welt nach wie vor für Wimax reserviert (Broadband Wireless Access), das aber gegen den Breitband-Mobilfunk (UMTS mit HSPA-Turbo und LTE) keine Chance hatte und deshalb nur wenig Verbreitung fand. So liegt das Wimax-Funkband vielerorts brach. Beispielsweise meldete der Netzbetreiber Sprint im April 2014, das größte Wimax-Netz der USA bis 2015 stillzulegen. Deshalb hat die Mobilfunk-Branche, deren UMTS- und LTE-Netze immer mehr Zulauf erhalten, ein Auge darauf geworfen. Allein in Deutschland nahm die Zahl der mobilen Surfer im Laufe des letzten Jahres um 25 Prozent zu.

Ericsson und Orange haben in Frankreich mit Genehmigung der französischen Regulierungsbehörde ARCEP getestet. Zwar sprechen die Protagonisten lediglich von einem Beleg dafür, dass sich mittels LTE-A und der Trägerbündelung "die Kapazität mobiler Breitbandnetze deutlich erhöhen lässt". Aber praktisch heißt das auch noch: Wir wären bereit, falls eine Regulierungsbehörde das Funkband neu vergeben möchte. Frequenznutzungsrechte, die zwar technologieneutral ausgeschrieben wurden, aber auf Wimax gemünzt waren, sind auch in Deutschland versteigert worden. Sie sind aber auch hierzulande kaum in Verwendung; die Nutzungsrechte gelten derzeit bis zum Jahr 2021.

Der Live-Test lief laut Ericsson unter anderem im Mobilfunknetz von Orange im Innenstadtbereich von Bordeaux mit noch nicht kommerziell erhältlicher 3,5-GHz-LTE-A-Technik und eigens aufgesetzten Antennen für das 3,5-GHz-Band. Allein das 3,5-GHz-Band lieferte dabei bis zu 150 MBit/s, laut Ericsson in einer Entfernung von 700 Metern zur Basisstation. Bei Bündelung mit dem Träger im 2,6-GHz-Band erreichte das Testsystem 300 MBit/s. Über die Distanz in diesem Versuchsaufbau sowie über die Breite der eingesetzten Spektren machte Ericsson keine Angaben.

[Update]: Ericsson gibt auf Nachfrage an, dass im Test 2 x 20 MHz im 3-5-GHz-Band eingesetzt worden sind (Uplink im Bereich von 3410 - 3490 MHz, Downlink im Bereich 3510 – 3590 MHz). Für die Trägerbündelung zog Eircsson weitere 2 x 20 MHz aus dem 2,6-GHz-Band hinzu (Uplink vim Bereich 2500 – 2570 MHz, Downlink im Bereich 2620 – 2690 MHz.

Besonders interessant erscheint, dass sich die Standorte, die eigentlich nur für die Abdeckung mit 1800- und 2600-MHz-Frequenzen gedacht waren, laut Ericsson weitgehend mit den Standorten decken, die man zur Abdeckung desselben Bereichs mit 3,5-GHz-Frequenzen und LTE-A benötigt. Das würde man von der Ausbreitungscharakteristik der deutlich kürzeren 3,5-GHz-Wellen nicht von vornherein erwarten. Netzbetreiber müssten laut Ericsson also für die Aufrüstung auf 3,5 GHz ein solches Netz um nur wenige Basisstationen erweitern (Makro-Zellen), um dieselbe Fläche abdecken zu können. Restliche Versorgungslücken könnten in einem zweiten Ausbauschritt mittels Small Cells (Outdoor oder Indoor) gestopft werden. [/Update]

(dz)