KI-Filter: Schönheitschirurgen warnen vor "verzerrtem Körperbild"

Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen sieht KI-Filter kritisch, sie fordern eine Kennzeichnungspflicht für derartig bearbeitete Bilder.

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(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

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Schönheitschirurgen warnen vor der schädlichen Wirkung von KI-Filtern in beliebten Social-Media-Anwendungen wie Tiktok, Instagram und Co. Die Filter verleihen Nutzern ein makelloses Aussehen und vermittelten ein unrealistisches Menschenbild, mahnt die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Mit technischen Mitteln lässt sich auch die eigene Figur im Handumdrehen angeblichen Schönheitsidealen anpassen. Der VDPÄC sieht das jedoch mit Besorgnis. Die Betroffenen, vor allem Jüngere, kämen mit gefilterten Fotos von Influencern, aber auch mit bearbeiteten eigenen Bildern in die Praxis. Eine solche Bearbeitung führe oft zu einem "gemorphten und verzerrten Körperbild" und entsprechend unrealistischen Korrekturwünschen, sagte Alexander Hilpert, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, der dpa.

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Das Phänomen, dass Patientinnen idealisierte Bilder von sich selbst zeigen, sei nicht neu, sagte VDÄPC-Vizepräsident Alexander Schönborn. Es verwundere ihn jedoch, dass Patientinnen sich in der virtuellen Welt nicht über die unrealistischen und mithilfe von KI-Filtern bearbeiteten Bilder bewusst sind. Einige würden den Eindruck erwecken, nicht zu verstehen, dass das alles, was sie dort sehen, bearbeitet ist. Ärzte müssen die Patienten dann in die Realität zurückholen. Bestimmte Wünsche seien oft unrealistisch. Darum fordert der VDÄPC eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Bilder und rät Minderjährigen generell von ästhetischen Operationen ab. Daraus sollte auch hervorgehen, wer die Bilder bearbeitet hat.

Außerdem warnten die Schönheitschirurgen vor sich in den sozialen Medien verbreitenden Trends, die oft nicht mehr im Verhältnis zu medizinisch sinnvollen und realistischen Möglichkeiten stünden. Hilpert nannte beispielsweise die Bichektomie, bei der Fettpolster aus der Wange mit winzigen Schnitten in der Mundhöhle schmaler gemacht werden sollen, um das Gesicht markanter zu machen.

Das Interesse an minimalinvasiven Eingriffen sei um rund 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Vor allem gebe es einen Wunsch nach einer Verjüngung des Gesichts in Verbindung mit einem "frischen wachen Aussehen". Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), dass bei den beliebtesten Behandlungen eine Verbindung mit der Covid-19-Pandemie bestehe. Demnach manifestiere sich "durch das kontinuierliche Sich-selbst-Betrachten im Videobildschirm" bei manchen Patientinnen und Patienten "eine seit längerer Zeit bestehende Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren", was den Behandlungswunsch verstärke. Das geht aus einer Statistik der DGÄPC hervor.

2022 habe es bei rund 100 Mitgliedern der Vereinigung in Praxen und Kliniken 37.800 Schönheitsoperationen – überwiegend bei Frauen – gegeben und fast 60.800 minimalinvasive Eingriffe, etwa Botox-Behandlungen. Die Internationale Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ISAPS) hatte die jährliche Gesamtzahl an OPs und Behandlungen in Deutschland nach jüngsten verfügbaren Zahlen von 2021 auf über eine Million geschätzt, schreibt die dpa.

Bisher gibt es in Deutschland kein zentrales Register für Schönheitsoperationen und weitere Eingriffe. Allerdings ist aktuell ein Implantateregister in Arbeit, das laut Bundesgesundheitsministerium die "Sicherheit und Qualität von Implantaten" verbessern soll. Für den Testbetrieb sind seit Sommer 2021 Testdaten aus den Praxis- und Klinikverwaltungssystemen zu Brustimplantaten über die Telematikinfrastruktur (das Gesundheitsnetz) an das Register übermittelt worden. Für den 1. Januar 2024 müssen Ärzte dann Brustimplantaten melden und 2025 Endoprothesen für Hüfte und Knie.

(mack)