Schriftstellervereinigung PEN greift Google an

Wilfried F. Schoeller, Generalsekretär der Schriftstellervereinigung, findet kein gutes Haar am Buchprojekt des Suchmaschinenbetreibers.

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Der Generalsekretär der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland, Wilfried F. Schoeller, sieht in der Digitalisierung der Bibliotheken durch Google eine "kalte Enteignung" der Autoren. Keine "Ideologie des schnellen Zugangs" könne davon ablenken, dass es Copyright und damit Rechte der Autoren gebe, sagt Schoeller am heutigen Dienstag im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, das um 16:10 Uhr ausgestrahlt wurde. Die Autoren müssten als Urheber des durch ihre Werke geschaffenen Vermögens geschützt werden.

Google will Bücher massenhaft digitalisieren und damit für die Volltextsuche verfügbar machen. Bücher können zwar nicht heruntergeladen werden, es können jedoch einige Seiten gelesen werden. Außerdem finden sich Links zu Verlagen und Online-Händlern. Der Suchmaschinenanbieter startete Google Print Ende 2003 testweise und bietet den Dienst seit einem Jahr in den USA an. Seit kurzem gibt es auch europäische Ableger des Dienstes.

Die Enquete-Kommission des Bundestages hat laut Schoeller festgestellt, dass die meisten Urheber mit 800 Euro im Monat auskommen müssten. "Und die sollen nun noch weiter gedrückt werden. Das ist natürlich nicht hinnehmbar." Das Argument der Werbung, die Autoren durch die Onlinepublikation von Teilen ihrer Werke erhielten, lässt Schoeller nicht gelten: "Das sollte man den Urhebern überlassen."

Dem Argument der Vorsitzenden des Deutschen Bibliotheksverbands, Claudia Lux, dass 80 Prozent der Bücher nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich seien, entgegnet Schoeller, die Bücher sollten in den Bibliotheken vorhanden sein. "Wenn sie dort nicht vorhanden sind, dann ist das eine Mangelerscheinung, die auf die Bibliotheken zurückfällt. Daraus kann man nicht ableiten, dass sie nun ins Internet gestellt werden sollen und die Urheber dafür nur Peanuts bekommen."

Kritik an Googles Buchprojekt gibt es auch von anderer Seite. Der Präsident der französischen Nationalbibliothek, Jean-Noël Jeanneney, sagte kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse, dass die Strategie Googles zu einer Monopolisierung der digitalen Information in den Händen eines kommerziellen US-Unternehmens führen könne. Die US-amerikanische Authors Guild strengt eine Sammelklage gegen Google an und auch der US-Verlegerverband Association of American Publishers will gegen das Buchprojekt vorgehen. Mit der Open Content Alliance, der unter anderem Yahoo und Internet Archive angehören, hat sich kürzlich eine Konkurrenz gebildet.

Das Interview mit Wilfried F. Schoeller ist mittlerweile online verfügbar.

Siehe auch Technology Review aktuell: (anw)