Shorts: Kurzvideos drohen das Kerngeschäft von YouTube zu kannibalisieren

Hochrangige YouTube-Mitarbeiter befürchten, dass der Kurzvideodienst Shorts das Kerngeschäft mit längeren Videos und Werbeeinblendungen kannibalisieren könnte.

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(Bild: rafapress/Shutterstock.com)

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YouTubes Antwort auf TikTok könnte zu einem Problem für die Videoplattform werden. Die Kurzvideos, die mit YouTube-Shorts eingeführt wurden, ziehen der Financial Times zufolge das Publikum von den traditionell längeren Videos auf der Plattform ab, in denen der zur Google-Mutter Alphabet gehörende Dienst Werbung verkauft und dem Unternehmen mehr Einnahmen beschert als Shorts.

Hochrangige Google-Mitarbeiter hätten nun Besorgnis über die Entwicklungen geäußert. Zwar hätte Shorts seit seinem Start im Jahr 2021 mehr als 2 Milliarden Nutzer, es bestehe aber ein Risiko, dass längeren Videos als Format "aussterben", so die Personen, die mit den Zahlen vertraut sind. Besonderes jüngere Smartphone-Nutzer hätten sich den Videos im Hochformat zugewandt, heißt es in dem Bericht weiter.

Demnach habe YouTube zwar im Oktober des vergangenen Jahres den ersten Quartals-Rückgang bei Werbeeinnahmen gemeldet – gefolgt von zwei weiteren im Vorjahresvergleich –, im zweiten Quartal dieses Jahres seien die Einnahmen allerdings um 4,4 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar gestiegen. Insgesamt würden von den Google-Werbeeinnahmen 13 Prozent auf YouTube entfallen. Alphabet weist die Zahlen seit 2020 separat aus.

Trotz der zuletzt positiven Zahlen hätten die Mitarbeiter Besorgnis ausgedrückt, da interne Auswertungen darauf hindeuten würden, dass die Inhalteersteller immer weniger lange Videos erstellen würden. Die Gründe seien etwa mangelndes Interesse der Verbraucher und kurze Inhalte zur Produktplatzierung, die im Auftrag von Marken produziert werden.

In einer Strategiesitzung habe ein leitender Mitarbeiter den Trend zu Kurzvideos damit verglichen, dass immer weniger Menschen Bücher lesen – da dies mehr Zeit und Konzentration erfordert. Eigentlich sei Shorts "als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu all den anderen Formaten wie etwa Audio- und Livestreams gedacht".

Laut Financial Times gehen 45 Prozent der Einnahmen für Kurzvideos und 55 Prozent für längere Videos an die Urheber. Die Influencer reduzieren mit der verstärkten Produktion von Kurzvideos ihre Einnahmen also selbst. Mittlerweile schließen die großen Influencer allerdings Verträge mit Werbepartnern für Produktplatzierungen außerhalb der Plattformen ab. Dagegen wollte der Streamingriese Twitch zuletzt Maßnahmen ergreifen, sodass die Influencer nicht an der zu der Amazon gehörenden Live-Plattform vorbei Verträge mit Marken abschließen können und Twitch an diesen Einnahmen nicht beteiligt ist.

(bme)