Sicherheit und Privatheit Themen des 3. Internet Governance Forum

Cybercrime und Datenschutz, das vielsprachige Internet und der physische Zugang zum Netz sowie IPv6 haben es ins Hauptprogramm des 3. IGF geschafft. Auch das Thema Übergang von IPv4 zu IPv6 wird voraussichtlich größere Aufmerksamkeit erlangen.

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Von
  • Monika Ermert

Cybercrime und Datenschutz, das vielsprachige Internet und der physische Zugang zum Netz sowie IPv6 haben es ins Hauptprogramm des 3. Internet Governance Forum (IGF) der Vereinten Nationen geschafft. Das zentrale Thema des dritten IGF lautet "Internet für alle". Knapp 1400 Teilnehmer aus hundert Ländern erwarten die indischen Gastgeber in der High Tech City von Hyderabad. Der indische IT-Minister Jainder Singh teilte mit, die Veranstaltung werde wie geplant zwischen dem 3. und 6. Dezember stattfinden. UN und Gastgeberland hatten nach den Terror-Attacken in Mumbai zahlreiche Anfragen zur Sicherheit erhalten.

An den drei Konferenztagen stehen die Kernthemen "die nächste Milliarde Internetnutzer erreichen", "Sicherheit und Vertrauen im Cyberspace", "Management der Kerninfrastrukturen" und "Internet von morgen" auf dem Programm. Ein kleiner Showdown im Gerangel um die Aufsichtsrolle der USA im Domain Name System ist in der Plenarsitzung zu den Kerninfrastrukturen zu erwarten, in der ein brasilianischer und ein US-Regierungsvertreter aufeinandertreffen. Aber auch das Thema Übergang von IPv4 zu IPv 6 wird in einem großen Plenum diskutiert, dazu auch in einem der rund 90 Workshops. Unter so vielen Regierungsaugen wurde die Dringlichkeit des Übergangs zum neuen IP-Protokoll wohl noch nie verhandelt.

Den Themen Datenschutz und Cybercrime wird auch im Workshop-Programm eine Aufmerksamkeit geschenkt. Interpol präsentiert zusammen mit der Kontaktgruppe Cybercrime 24/7, Europol, der G8-Untergruppe High-Tech Crime und dem Indischen Criminal Bureau of Investigation (CBI) "best practices" bei der grenzübergreifenden Zusammenarbeit der Strafverfolger. Daneben behandelt die indische Nicht-Regierungsorganisation Centre for Science, Development and Media Studies in einem eigenen Workshop die Frage: "Interpol für Internet?" Ein von der UNESCO gesponserter Workshop sucht nach einem globalen Instrument für den Datenschutz der Netizens.

Das Themenspektrum reichter weiter von der Erneuerung des Systems der Standardisierungsgremien, der in vielen Einzelveranstaltungen geforderte Schutz von Kindern bis hin zu der vom Weltverband der Rundfunkunternehmen gestellte Workshop-Frage: "Wie sieht das Netz in 20 Jahren aus?" Erst kürzlich meinte der Chef der International Telecommunication Union, Hamadoun Touré, die geplanten Themen würden anderswo bereits bearbeitet. Stattdessen hätte sich das IGF viel mehr um Entscheidungen in den Fragen der Verwaltung der zentralen Internetresourcen DNS und IP-Adressen durchringen sollen. Die IGF-Veranstalter betonen hingegen den offenen Dialog zwischen allen Beteiligten zu den Fragen rund ums Internet. Dabei wollen sie frischen Wind in das Miteinander der verschiedenen Organisationen und Institutionen bringen.

Der Weltgipfel der Informationsgesellschaft vor fünf Jahren und auch die zwei IGF hätten durchaus etwas bewirkt, sagte kürzlich der Chef der venezolanischen NGO EsLaRed, Ermanno Pietrosemoli, am Rande der Verleihung des Jon Postel Awards. "Es hat für viel Bewusstseinsbildung bei den Regierungen gesorgt." so Pietrosemoli. Die Arbeit müsse nur eben anderswo gemacht werden.

Nicht alle Teilnehmer sehen im IGF-Dialog aber das Ende der Entwicklung. Mehrfach hatten NGOs gefordert, dass das IGF Empfehlungen in seine Abschlusserklärungen aufnimmt. In dieses Horn stieß heute nochmals die Association for Progressive Communication (APC). "Die nächste Milliarde Menschen erreichen – ist das Hauptthema des dritten IGF, bei der die Teilnehmer gemeinsam daran arbeiten werden, von der Debatte zu einem Manifest mit Handlungsanweisungen zu kommen." (Monika Ermert) / (anw)