Smartere Siri: Es knirscht in Apples KI-Abteilung

Microsoft, Google & Co. stecken Milliarden in KI. Bei Apple tut sich gefühlt wenig. Das liegt auch an "organisatorischer Dysfunktionalität", behaupten Insider.

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HomePod mini mit Siri und Fragezeichen

Quo vadis, Siri?

(Bild: Apple / Mac & i)

Lesezeit: 4 Min.

Während große Konkurrenten wie Microsoft oder Google massiv viel Geld in die Hand nehmen und erste Produkte präsentieren, die Künstliche Intelligenz auf Basis großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) nutzen, hört man von Apple im Rahmen des aktuellen Hypes um ChatGPT wenig bis nichts. Das scheint auch daran zu liegen, dass es in der KI-Abteilung des iPhone-Konzerns weiterhin massiv knirscht.

So gab es seit letztem Herbst mehrere Abgänge wichtiger Mitarbeiter und offenbar hapert es auch bei der Gesamtstrategie. Das berichtet das IT-Fachmagazin "The Information" aus dem Silicon Valley. Demnach schlägt sich Apple-KI-Chef John Giannandrea mit "organisatorischer Dysfunktionalität" herum. Ob die sich auflösen lässt, bleibt unklar. Doch Apple muss dringend etwas tun: Im Vergleich zu ChatGPT wirkt Apples Sprachassistentin Siri wie aus der Zeit gefallen – und eine "Siri 2.0" lässt auf sich warten.

Zuletzt sprangen drei bekannte KI-Experten – Srinivasan Venkatachary, Steven Baker und Anand Shukla – bei Apple ab und gingen zu Google. Dies sei bereits im Herbst geschehen, weil sie gedacht hätten, dass der Suchriese "der bessere Ort ist, um an LLMs zu arbeiten", so The Information. Alphabet-CEO Sundar Pichai soll sich selbst darum bemüht haben, die drei Apple-Mitarbeiter anzulocken. Gleichzeitig habe Apple-Boss Tim Cook versucht, sie von einer Kündigung abzuhalten. Nun arbeiten sie an Googles Bemühungen, die Kosten für Training von LLMs zu senken und ihre Genauigkeit zu verbessern – sowie an Produkten, die auf den Google-Modellen basieren.

Jahre lang plätscherte der KI-Bereich bei Apple nur langsam vor sich hin. Siri gilt in Sachen Bedienung schon seit langem als nicht mehr auf der Höhe der Zeit – da andere Assistenzsysteme wie Alexa oder Google Assistant ebenfalls das ein oder andere Problem hatten, fiel dies allerdings weniger auf. So muss man Siri-Befehle genau kennen, um die Sprachassistentin zu verwenden; echte Dialoge mit Rückgriff auf vorherige Ansagen sind quasi unmöglich. ChatGPT ist hingegen äußerst sprachgewandt und die Konzerne sind aktuell dabei, solche Systeme in ihre Assistenten zu integrieren sowie mit eigenen Chatbots zu punkten. Von Apple ist hier bislang weit und breit nichts zu sehen.

Laut informierten Kreisen, mit denen The Information sprechen konnte, hat sich die Siri-Abteilung "in ein Chaos verwandelt, das durch kleinliche Revierkämpfe zwischen leitenden Angestellten und hitzige Auseinandersetzungen über die Ausrichtung" gekennzeichnet sei. Daten, die bei Siri anfallen und aus den Abteilungen Data Science und Engineering kommen, würden für das weitere Training schlicht nicht verwendet. "Das ist eine Verschwendung von Zeit und Geld", so ein früherer Apple-Mitarbeiter. Es gibt weiterhin Probleme bei der Entscheidungsfindung und dem generellen Ansatz in Sachen KI. Apple wird hier als "zu konservativ" eingeschätzt.

So lagert der Konzern KI-Anwendungen gerne aus Datenschutzgründen auf Nutzergeräten aus und nicht in die Cloud, kann so weniger schnell reagieren als Konkurrenten. Siri-Antworten würden von einem "Team aus 20 Autoren" geschrieben, statt sie von einem LLM generieren zu lassen. Dies sollen Cook und sein Managementteam spezifisch angeordnet haben, damit Siri keine "peinlichen Antworten" generiert. Ein Projekt, Siri komplett umzubauen, das 2019 starten sollte, wurde intern abgelehnt. Es sollte unter anderem dazu führen, dass eine leichtgewichtige Variante des Systems lokal ausgeführt werden kann. Nun werden zwar mehr Anfragen lokal ausgeführt, doch die schwache Grundtechnik blieb bestehen.

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(bsc)