Speicherschmiede Rambus hat Ärger mit Intel

Die Speichertechnik-Entwickler von Rambus verkünden für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2000 nahezu vierfach höhere Gewinne. Ein wichtiger Geschäftspartner des Unternehmens ist jedoch enttäuscht: Intel.

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Die Speichertechnik-Entwickler von Rambus verkünden für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2000 nahezu vierfach höhere Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein wichtiger Geschäftspartner des Unternehmens ist jedoch enttäuscht: Intel-Chef Craig Barrett bewertet die Kooperation mit Rambus kritisch.

Rambus verdient sein Geld mit der Lizenzierung von technischen Verfahren für DRAM. Dazu gehört die Rambus-Speichertechnik, die in einigen Intel-Chipsätzen und in anderen Geräten wie Sonys Playstation 2 zum Einsatz kommt. Seit Beginn dieses Jahres treibt Rambus jedoch auch Lizenzgebühren für SDRAM- und DDR-SDRAM-Chips und Speichercontroller von Chipfirmen ein. Diese Verfahren hat zwar das Industriegremium Jedec veröffentlicht, doch bei Rambus ist man der Ansicht, dass einige grundlegende Techniken geistiges Eigentum des Unternehmens seien. Firmen wie Hitachi, Nec, Oki und Toshiba haben sich mit Rambus außergerichtlich auf die Zahlung von Lizenzgebühren geeinigt. Andere Unternehmen, darunter Hyundai, Micron und Infineon, wollen allerdings gegen Rambus klagen.

Zurzeit ist Rambus extrem erfolgreich: Der Gewinn schoss im vierten Quartal 2000 auf 10,2 Millionen US-Dollar hoch, im Vorjahreszeitraum waren es nur 2,6 Millionen. Das gesamte Geschäftsjahr schloss Rambus mit einem Gewinn von 21,5 Millionen US-Dollar ab, der damit 146 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres von 8,7 Millionen liegt.

Der gesamte Umsatz im vierten Quartal 2000 betrug 26,9 Millionen US-Dollar. Nur rund 7 Millionen davon stammen aus der Aufragsentwicklung, was einen deutlichen Rückgang von fast 40 Prozent im Vergleich zum vorausgegangen Quartal bedeutet. Obwohl sich die Auftragsentwicklung, auf das gesamte Geschäftsjahr 2000 bezogen, mit 12 Prozent Wachstum nicht schlecht entwickelt hat, sind die Lizenzgebühren natürlich das bessere Geschäft: Mit knapp 20 Millionen US-Dollar brachte diese Einnahmequelle den Löwenanteil der Rambus-Umsätze. Im dritten Quartal berappten die Chipfirmen nur rund 6,6 Millionen US-Dollar an Rambus.

Da wundert es nicht, dass sich das Unternehmen mit Feuereifer auf das Eintreiben von Gebühren stürzt. Rambus-Geschäftsführer Geoff Tate setzt hier klare Prioritäten: "Der gewaltige Steigerungseffekt der Lizenzeinnahmen – sowohl für RDRAM-kompatible und SDRAM-kompatible ICs – auf unser Finanzierungsmodell wirkt sich sowohl auf das operative Geschäft als auch auf die Bilanz aus." Die Ertragsrate vor Steuern erreichte erstmals über 50 Prozent – kein Wunder, wenn man kaum Ausgaben hat.

Doch die Zukunftsperspektive für die Einnahmen aus Rambus-Lizenzen beurteilt das Unternehmen nicht gerade euphorisch: "Wie auch immer – das kurzfristige Ertragswachstum hängt ab vom Erfolg der Playstation 2 in den USA, Intels Pentium 4, dem Preisverhältnis zwischen RDRAM und SDRAM und der Zeitspanne, innerhalb der wir zusätzliche Lizenzzahler für unser geistiges Eigentum an SDRAM-kompatiblen Bausteinen bekommen. Zusätzlich erwarten wir in der nächsten Zeit steigende Kosten für die energische rechtliche Verteidigung unseres geistigen Eigentums."

Rambus rüstet sich offenbar für ein zähes Ringen vor internationalen Gerichten um die umstrittenen Lizenzgebühren für DDR- und SDR-SDRAM-Bauteile. Genau diese Geschäftspolitik erfährt harte Kritik von unerwarteter Seite: "Wir hatten gehofft, dass wir Partner einer Firma seien, die sich mehr auf technische Innovation konzentriert als auf den Versuch, von anderen Firmen Gebühren einzutreiben". Mit diesen Worten zitiert die Financial Times den Intel-Topmanager Craig Barrett. Ausgerechnet Intel kritisiert die Prozesswut des Geschäftspartners Rambus – der Prozessorgigant war und ist berühmt für seine Klagen gegen Konkurrenten und unbotmäßige Lizenznehmer.

Doch die Enttäuschung und Frustration über Misserfolge und Pannen mit dem Rambus-Speicher sitzt offenbar tief bei Intel. "Wir haben alles auf Rambus gesetzt, doch es hat nicht funktioniert. Im Rückblick war es ein Fehler, bei einer Technik, die unsere Leistungsfähigkeit bestimmt, von einem anderen Unternehmen abhängig zu sein."

Die Pannenserie bei Intel-Produkten mit Rambus-Speicherinterface ist schon Legende: Bereits vor dem Start des ersten Rambus-Chipsatzes i820 ging es los – Probleme mit bestimmten Speicherbestückungen zwangen Intel zur Verschiebung des Starttermins und zur Änderung des Designs. Damit hatte der Prozessorgigant praktisch alle Mainboardhersteller gegen sich aufgebracht und dem Rambus-Speicher den denkbar schlechtesten Start verpasst.

Der nächste Schlag war der Bug in einem Umsetzerchip des i820-Chipsatzes, der Intel zu einer etwa 250 Millionen Dollar teuren Umtauschaktion zwang.

Der i840-Chipsatz, der eigentlich die Basis der Intel-Serverplatinen werden sollte, kam gar nicht aus dem Quark: Rambus-Speicher beurteilten die Kunden als zu teuer und zu unflexibel. Intel zahlt Systemintegratoren sogar Geld dazu, wenn sie i840-Mainboards mit Rambus-Speicher in Workstations verwenden. Auch beim neuen Pentium 4 will man so vorgehen. Für Server setzt Intel jetzt komplett auf Chipsätze der kleinen Schmiede ServerWorks – es gibt kein neues Severboard mit Intel-Chipsatz mehr.

Die letzte Panne betraf das Timna-Projekt für Billigrechner, die ebenfalls mit Rambus-Speicher laufen sollten. Intel stampfte das Projekt nach mehrfachen Verzögerungen schließlich ein.

Schon vor dem Start der Rambus-Chipsätze zahlte Intel dick drauf. Für eine halbe Milliarde US-Dollar kaufte der Chip-Marktfüher schon 1998 einen Sechs-Prozent-Anteil am Speicherhersteller Micron und investierte weitere 100 Millionen bei Samsung, um die RDRAM-Fertigung dieser Hersteller anzukurbeln. Zwar verkaufte Intel die Micron-Anteile mittlerweile mit sattem Gewinn, doch hat man auch in Infineon 250 Millionen Dollar gesteckt.

Selbst für Intel-Verhältnisse war das Rambus-Debakel damit richtig teuer. Dazu kommen natürlich interne Kosten für Entwicklung und Fehlersuche, sowie Preis- und Umsatzeinbußen, weil man den Mainboard-Hersteller die Rambus-Chipsätze wie Sauerbier andrehen musste.

Doch ein Ende der Rambus-Misere ist noch nicht in Sicht: Vertraglich ist Intel weiterhin an Rambus gebunden, der Pentium 4 läuft zunächst nur mit RDRAM. Auf der Intel-Roadmap findet sich allerdings bereits DDR-SDRAM als Alternative dazu; und schon seit Anfang des Jahres entwickelt Intel gemeinsam mit anderen Chipschmieden an einem neuen Speicherstandard – diesmal ohne Rambus. (ciw)