Spektakuläres Remis bei Schachmatch Kasparow gegen Deep Junior

In der zweiten Partie seines mit einer Million US-Dollar dotierten Matches gegen das Computerprogramm Deep Junior führte Garri Kasparow gestern Nacht die schwarzen Steine. Er entschied sich für eine seltene Variante der Sizilianischen Verteidigung und konnte in einer zweischneidigen Stellung mit dem Opfer eines Turmes gegen einen Läufer eine gewinnverheißende Stellung erreichen. Durch ein übereiltes Schachgebot mit der Dame im 25. Zug verschenkte er jedoch seinen Vorteil -- Junior erreichte mit einem Damenopfer ein trotz der ungleichen Materialverteilung ausgeglichenes Endspiel. Das Remis-Angebot des enttäuschten Kasparow wurde von Shay Bushinsky, einem der Programmautoren, zunächst noch ausgeschlagen, einen Zug später jedoch bot Bushinsky selbst Remis.

Die Parallelen zum Kramnik-Fritz-Match sind erstaunlich, auch dort hatte der Mensch den Computer zunächst klar dominiert -- ähnlich der ersten Partie im Match Kasparow gegen Deep Junior. Allerdings dürfte das Junior-Team es etwas schwerer haben, denn Kramniks Strategie bestand darin, früh die Damen zu tauschen und im Endspiel zu gewinnen. Durch Änderungen am Eröffnungsbuch konnte das in der zweiten Match-Hälfte vermieden werden. Kasparow dagegen strebt komplizierte Stellungen mit vielen Figuren an, in denen seine strategische Überlegenheit schwerer wiegt als die taktischen Vorzüge des Rechners.

Das Schachprogramm Deep Junior, eine Weiterentwicklung des amtierenden Computerschach-Weltmeisters DeepJunior 7, läuft auf einem Rechner mit acht Xeon-Prozessoren, die mit jeweils 1,6 GHz getaktet sind. Der Wettkampf ist auf sechs Partien angesetzt, das nächste Spiel findet am Donnerstag, den 30. Januar, um 21:30 Uhr deutscher Zeit statt. Die Partien sind live zu verfolgen unter anderem bei der ICGA (International Computer Games Association), Chessbase und beim Veranstalter x3Dworld. (lab/c't) / (jk)