Spekulationen um Mega-Fusionen im DRAM-Markt

Die Anzeichen mehren sich, dass sich einige der von enormen Verlusten gebeutelten Speicherchiphersteller zu neuen Marktelefanten zusammenschließen.

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Wegen des drastischen Preisverfalls in den vergangenen Jahren, mangelnder Nachfrage und nun auch noch der Finanzkrise haben sich bei den ohenhin nur wenigen verbliebenen Herstellern von DRAM-Chips Verluste in Milliardenhöhe angehäuft – eine der Folgen ist die Qimonda-Insolvenz. Für Taiwan sind die DRAM-Hersteller Nanya, ProMOS, Rexchip und Winbond wichtige Stützen der Wirtschaft, weshalb die taiwanische Regierungen seit mehreren Monaten an einem Rettungsplan arbeitet. Den DRAM-Herstellern winken also kräftige Geldspritzen, doch zuvor sollen sie anscheinend überzeugende Wirtschaftspläne für die Zukunft vorlegen. Nun zeichnen sich allmählich Entscheidungen und potenzielle Fusionen oder Kooperationen ab, obwohl die beteiligten Unternehmen und die taiwanische Regierung noch keine Presseerklärungen veröffentlicht haben.

Alle taiwanischen DRAM-Hersteller sind mehr oder weniger stark von ausländischen Kooperationspartnern abhängig, weil sie bisher kaum eigene internationale Patente für die von ihnen genutzten Verfahren haben. Kommende Fusionen dürften also weitgehend entlang der bisherigen Kooperationslinien verlaufen.

Die japanische Firma Elpida – zurzeit, soweit man das angesichts der aktuellen Wirren überhaupt genau einschätzen kann, der weltweit dritt- oder viertgröße DRAM-Hersteller – betreibt seit 2007 gemeinsam mit der taiwanischen Powerchip Semiconductor (PSC) das Joint Venture Rexchip Electronics. Eine Fusion dieser drei Firmen liegt also nahe, und Gespräche sollen bereits seit Herbst 2008 laufen. Zusätzlich soll auch ProMOS, das ehemalige Joint-Venture zwischen Mosel-Vitelic und Siemens Halbleiter/Infineon, im Elpida-PSC-Rexchip-Konglomerat aufgehen. Bisher kooperiert ProMOS allerdings mit Hynix, der Nummer 2 im DRAM-Markt hinter Samsung Electronics.

Japanische und US-amerikanische Medien berichten nun, die Elpida-PSC-Rexchip-ProMOS-Fusion sei schon weitgehend ausgehandelt. Damit würde ein DRAM-Riese entstehen, der ungefähr den Marktanteil von Hynix hat, also rund 20 Prozent. Geht man von einem Samsung-Marktanteil von grob geschätzen 30 Prozent aus, so würden sich 70 Prozent des Weltmarkts auf Samsung, Hynix (beide in Südkorea ansässig) und den neuen japanisch-taiwanische Elpida-Elefanten konzentrieren.

In eine Größenordnung von zusammen 15 bis 18 Prozent Marktanteil könnte ein weiterer Firmenzusammenschluss vorstoßen, nämlich eine Verschmelzung der US-amerikanischen Firma Micron mit der taiwanischen Nanya. Seit Micron die Qimonda-Anteile an Inotera Memories übernommen hat, sind Micron und Nanya ohenhin schon Partner. Nanya wiederum gehört zu dem riesigen taiwanischen Industriekonglomerat Formosa Plastics Group (FPG), das unter anderem auch hinter FIC, HTC und VIA Technologies steht.

Als Zünglein an der Waage bleiben – außer Etron – noch Qimonda und Winbond übrig. Winbond soll bereits erklärt haben, für Kooperationen offen zu sein, und Qimonda sucht bekanntlich dringend nach einem Käufer. Winbond ist ohenhin Qimonda-Fertigungspartner und hat auch eine Lizenz für die neue Buried-Wordline-Technik, dürfte aber angesichts der Qimonda-Krise auf längere Sicht keine Chance im neu geordneten DRAM-Markt haben. Vermutlich wird die DRAM-Sparte von Winbond also entweder vom Elpida- oder vom Micron-Lager geschluckt. Elpida kooperiert bereits mit Qimonda, zu Nanya beziehungsweise Inotera bestehen aber ebenfalls Verbindungen.

Passend zu diesen Überlegungen sind nun auch Spekulationen aufgetaucht, wonach Qimonda nicht nur mit dem chinesischen Auftragsfertiger CSMC Technologies Corporation über einen Kauf verhandelt, sondern auch mit der Formosa Plastics Group.

Wenn die aktuell diskutierten Fusionen zustande kommen, werden sich rund 95 Prozent DRAM-Marktanteil auf nur noch vier Hersteller konzentrieren, nämlich Samsung, Hynix, die Elpida-Gruppe und die Micron-Gruppe. Alle Marktteilnehmer haben ein vorrangiges Ziel, nämlich die Preise zu erhöhen. Das ist auch bereits passiert: Mittlerweile sind die am Montag vergangener Woche sprunghaft angestiegenen DRAM-Preise auf den deutschen Einzelhandel durchgeschlagen. Laut DRAMeXchange.com sind die Chip-Preise seither auch nicht wieder nennenswert gesunken. (ciw)