Spielekonsolen für die Dritte Welt

Teilnehmer des Weltökonomieforums ziehen Spielekonsolen gebrauchten PCs beim Einsatz in der Dritten Welt vor.

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  • cgl

Eine moderne Spielekonsole hat genügend Leistungsreserven, um beinahe alle aktuellen Anwendungen auszuführen. Der Preis orientiert sich an der magischen 500-Mark-Grenze und bleibt damit deutlich unter dem für ein PC-Einsteigersystem. Darüber hinaus sind Konsolen robust und so einfach designt, dass auch Zehnjährige die komplette Bedienung schnell durchschauen. Die Idee, den digitalen Graben zwischen den Industrieländern und dem Rest der Welt durch den Einsatz von Konsolen zumindest in Teilen zu überbrücken, liegt also nahe. Auf dem Weltökonomieforum WEF sind nun auch Politiker auf die Möglichkeiten der Hightech-Spielzeuge aufmerksam geworden. Das berichtet IDG.net heute.

Nach Ansicht von Komiteemitgliedern könnte vor allem Sonys PlayStation 2 die Verbindung zum Rest der digitalen Welt herstellen und so etwa Krankenhäusern Zugriff auf wichtige Informationen zu Seuchen ermöglichen. Als Übertragungsstrecke kommen billige Satelliten in Frage. Die PS2 ist durch ihre Standardanschlüsse wie IEEE.1394 (i.link), USB und später Ethernet für verschiedenste Einsatzgebiete geeignet, da jeweils andere Peripherie angeschlossen werden kann. Statt einem teuren Monitor schließt man irgendeinen billigen Fernseher an und erhält einen Computer, für den es mit Linux ein vollwertiges Betriebssystem inklusive Java-Unterstützung gibt. Nebenbei spielt er auch noch DVDs und Audio-CDs ab.

Gebrauchte PCs in der Preisklasse der Spielkonsolen sind nach Meinung des Komitees weniger für den geplanten Einsatz geeignet. Bedienerfreundlichkeit und Stabilität seien als mangelhaft anzusehen, da viele der Nutzer Analphabeten sein werden. Eine Konsole kann die Daten in der Landessprache vorsprechen, unmittelbar nachdem sie angeschaltet wurde. Wenn es wirklich einmal hakeln sollte, drückt man einfach den Reset-Knopf.

Die PlayStation 2 kommt nicht allein in Frage. Die Konkurrenzprodukte Xbox und GameCube sind ebenso im Gespräch. Segas Dreamcast dagegen steht nicht zur Debatte, obwohl sie nach der letzten Preissenkung inklusive Modem für unter 90 Dollar zu haben ist. Es gibt eine NetBSD-Portierung und mit ein wenig Eigenbau lässt sich auch eine IDE-Festplatte anschließen. Außerdem kann dieses Modell mittels der VGA-Box auch ein richtiges VGA-Signal erzeugen.

Sollte sich wider Erwarten der Plan mit den Konsolen nicht realisieren lassen, wird nach Ansicht des WEF ein anderes Gerät an deren Stelle treten – jedoch auf keinen Fall "so etwas dämliches wie ein PC mit einer Tastatur". (cgl/ct) / (mw)