Starliner: Boeing will unbemannten Testflug zur ISS wiederholen

Lange waren Boeing und SpaceX im Wettlauf um den ersten privaten Transport von Astronauten zur ISS gleichauf. Nun gesteht Boeing ein, dass SpaceX weiter ist.

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Starliner: Boeing will umbenannten Testflug zur ISS wiederholen

So soll der Starliner an die ISS andocken.

(Bild: Boeing)

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Nach der missglückten Generalprobe will Boeing seine Raumkapsel Starliner noch einmal unbemannt zur Internationalen Raumstation ISS starten, bevor Astronauten damit fliegen sollen. Das teilte der US-Konzern nun mit und gesteht damit ein, dass er mit dem Zeitplan des Konkurrenten SpaceX nicht mehr mithalten kann. Der will schon im Mai als erstes privates Unternehmen Astronauten zur ISS fliegen und noch vor dem Jahresende reguläre Flüge zum Außenposten der Menschheit aufnehmen. Boeings erneuter Testflug soll nun im Oktober oder November erfolgen, berichtet die Washington Post. Der erste bemannte Flug des krisengeschüttelten Konzerns dürfte dann nicht mehr in diesem Jahr nachfolgen.

Der Jungfernflug von Boeings Raumschiff für bemannte Flüge ins All war Ende Dezember 2019 zwar nicht ganz gescheitert, aber eben auch nicht geglückt. Wegen eines Softwarefehlers zündeten dessen Triebwerke nicht zur rechten Zeit und die Internationale Raumstation blieb für den Starliner außer Reichweite. Die Raumkapsel konnte dann aber sicher wieder gelandet werden. Erst später wurde bekannt, dass die Mission sogar zweimal hätte scheitern können, denn ein kritischer Softwarefehler wurde erst Stunden vor der Landung behoben. Genauso wie der erste Fehler hätte auch dieser dazu führen können, dass die Raumkapsel verloren geht, hatte die NASA ermittelt.

Die US-Weltraumagentur NASA "hat den Vorschlag der Flugwiederholung akzeptiert" und beide Parteien erklären damit, dass Boeing selbst sich für die Wiederholung ausgesprochen hat. Der Konzern steckt seit mehr als einem Jahr in einer tiefen Krise, weil seine Flugzeuge des Typs 737 Max nach zwei verheerenden Abstürzen nicht fliegen dürfen. Nun kommt der weltweite Einbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hinzu. "Das letzte, was man nun haben will, ist eine Crew an Bord [des Starliners] und etwas geht schief", zitiert die Washington Post einen anonymen Eingeweihten. Den zweiten Start des Raumschiffs zur ISS will Boeing außerdem selbst bezahlen, sodass der "die Steuerzahler nichts kostet".

Boeings Starliner erstmals auf dem Weg ins All (8 Bilder)

Der Start hat geklappt.
(Bild: NASA/Joel Kowsky)

Mit dem Schritt ist so gut wie ausgemacht, dass SpaceX das Rennen ins Weltall gewinnen wird, das die NASA im Jahr 2014 ausgerufen hatte. Damals waren beide Unternehmen beauftragt worden, Raumschiffe zu entwickeln, die Astronauten ab 2017 zur ISS bringen können. Der Zeitplan wurde zwar nicht eingehalten, aber inzwischen hat SpaceX alle Tests erfolgreich absolviert und plant einen ersten bemannten Testflug zur ISS noch im Mai. Auch in der Corona-Krise halten das Unternehmen und die NASA daran fest, die US-Weltraumagentur hatte zuletzt ein altes Logo aus dem Ruhestand geholt. Noch 2020 sollen dann die operativen Flüge aufgenommen werden, die erste Crew dafür ist bereits komplett. (mho)