Stromsparendere Turion-Prozessoren in Sicht

Auf dem Mobile Forum in Nizza hat AMD Details zur nächsten Generation der Turion-64-Prozessoren bekannt gegeben.

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  • Florian Müssig

Auf dem Mobile Forum in Nizza hat AMD Details zur nächsten Generation der Turion-64-Prozessoren bekannt gegeben. Der neue Kern soll auf dem K8L-Design aufbauen, welches auch den Quad-Core-Opterons zugrunde liegt. Von vier Kernen nimmt AMD im Mobilbereich aber Abstand und begnügt sich mit deren zwei. Wie beim Opteron wird die Neuauflage mit 65 Nanometer Strukturbreite gefertigt und soll dadurch deutlich stromsparender arbeiten als die bisherigen in 90-nm-Struktur gefertigten Chips. AMD will zudem auch LV- und ULV-Varianten des Mobilprozessors anbieten, Details nannte der Prozessorhersteller nicht.

Ob der neue Turion wie Intels Core Duo und Core 2 Duo einen gemeinsamen (Shared-)Cache für beide Prozessorkerne bekommt, ist laut AMD derzeit noch nicht entschieden. Mit der K8L-Architektur sind beide Optionen möglich, denn zusätzlich zu eigenen L2-Caches greifen die vier Kerne des Opterons auf einen gemeinsamen L3-Cache zu. Lässt AMD im Design des Mobilprozessors den L2-Cache weg, mutiert der L3-Cache zu einem solchen.

AMD spendiert den beiden Kernen und dem ebenfalls im Die enthaltenen Speichercontroller je eine eigene Stromversorgung. Bei den derzeit verkauften Turion 64 X2 läuft dagegen alles über einen gemeinsamen Spannungswandler. Letzteres verhindert mögliche Stromersparnis durch individuelles Absenken der Spannung, wenn ein Kern ausgelastet ist und der zweite gerade nichts zu tun hat. Zudem greift bei Chipsätzen mit integrierter Grafik die Grafikeinheit permanent auf den Hauptspeicher zu, um den Bildschirminhalt zu erneuern. Der Prozessor kann sich deshalb nie völlig schlafen legen – bei Notebooks wirkt sich das unmittelbar auf die Akkulaufzeit aus.

ATIs kommender Chipsatz RS690M nimmt sich derselben Problematik an. ATI spendiert der integrierten Grafik einen lokalen Frame-Buffer (LFB), der den Bildschirminhalt zwischenspeichert, sofern sich dort nichts ändert. Der Speichercontroller in der CPU hat dann nichts mehr zu tun und kann sich schlafen legen. Der RS690M soll noch dieses Jahr unter dem Namen Xpress 1250 auf den Markt kommen (die Intel-Version gibt es bereits) und mit allen bisherigen Turion-Prozessoren zusammenarbeiten. AMDs Neuauflage des Turion mit den oben genannten Neuerungen wird dagegen erst 2007 das Licht der Welt erblicken.

Des Weiteren will AMD nicht nur bei den Mobilprozessoren das Stromsparen intensivieren. Die kommende Version 3.0 des HyperTransport-Protokolls ermöglicht kompatiblen Prozessoren (K8L) und Chipsätzen, einige der parallel zum Datentransport genutzen Links je nach Auslastung des Gesamtpakets dynamisch zu- und abzuschalten. Bei der Kommunikation zwischen mobilen Grafikprozessoren und Chipsätzen ist das bereits Usus, hier werden alle sechzehn PCI-Express-Lanes nur bei Vollauslastung der Verbindung verwendet.

Schließlich hat AMD auch den Stromverbrauch des gesamten Notebooks im Auge, denn bei vergleichbarer Ausstattung und Rechenleistung benötigen aktuelle Turion-Notebooks nach den Erfahrungen von c't immer ein bis drei Watt mehr als ein Gerät mit Core (2) Duo – bei einem Gesamtverbrauch von 15 bis 20 Watt kann das eine halbe Stunde Akkulaufzeit ausmachen. In Kooperation mit den Chipsatzpartnern ATI und Nvidia hat AMD deshalb zwei Referenzplattformen mit den Codenamen Yokohama (ATI) und Yamato (Nvidia) entwickelt, die Notebook-Entwickler zur Verfügung steht. In diesem Referenzdesign können die Hersteller beliebige Teile des Systems zu- und abschalten und den Stromverbrauch einzelner Komponenten messen.

Die Hersteller können die Referenzdesigns nachbauen, als Antwort auf Intels Centrino-Marke seien sie aber nicht gedacht: Hersteller sollen ihre Notebook-Entwicklungen mit eigenen Innovationen von Konkurrenzprodukten abgrenzen. Nach dem Kauf von ATI durch AMD waren Gerüchte aufgekommen, Yokohama würde künftig ähnlich wie Centrino als Gesamtpaket von Prozessor und Chipsatz vermarktet. AMD will nach eigenen Aussagen weiterhin in jedem Bereich (Chipsätze, WLAN-Module, usw.) mit mehreren Unternehmen zusammenarbeiten, deren Produkte dann in Notebooks mit AMD-Prozessor zum Einsatz kommen. (mue)