Studie: Klimalügen grassieren weiter auf Facebook

Falschinformationen von Klimawandel-Leugnern sind laut einer Analyse auf Facebook weit verbreitet. Das Unternehmen geht mittlerweile stärker dagegen vor.

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(Bild: TY Lim/Shutterstock.com)

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Die Bemühungen von Facebook, die Verbreitung von Desinformationen und irreführenden Inhalten rund um den Klimawandel einzuschränken, haben bislang wenig Früchte getragen. Dies legt zumindest eine jetzt veröffentlichte Studie von Stop Funding Heat nahe. Anhand eines Datensatzes von 195 Seiten und Gruppen auf dem sozialen Netzwerk fand die Aktivistengruppe demnach heraus, dass Klima-Fehlinformationen täglich schätzungsweise 818.000 bis 1,36 Millionen Aufrufe auf der Plattform verzeichnen. Das sind bis zu 13,6-mal mehr, als Facebook nach eigenen Angaben an sein "Climate Science Center" sendet.

Im September hatte der mittlerweile unter dem Namen Meta firmierende Mutterkonzern im Vorfeld der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow angekündigt, das Zentrum zum Kampf gegen "Fake News" über den Klimawandel zu erweitern. Er legte zudem ein neues Förderprogramm für einschlägige Falschinformationen auf, um die Zusammenarbeit zwischen Faktenprüfern, Klimaexperten und Organisationen zu finanzieren.

Trotzdem fehlte laut der Studie bei mehr als 85 Prozent der als Desinformation ausgemachten Inhalte mit Klimabezug entweder eine Kennzeichnung, die sie als faktengeprüft ausweist, oder ein Link zum Climate Science Centre. Die Experten prüften allerdings Beiträge, die noch vor den angekündigten Verschärfungen veröffentlicht wurden. Es handelte sich um 48.701 Beiträge aus der Zeit zwischen Januar und August auf Facebook-Seiten, die von bekannten Klimawandel-Leugnern betrieben werden.

Die Forscher fanden heraus, dass Klima-Fehlinformationen auf der Plattform in diesem Zeitraum insgesamt zwischen 199 Millionen und 331 Millionen Zugriffe erzielten. Nur 3,6 Prozent der ermittelten falschen Behauptungen zu dem Thema waren faktengeprüft beziehungsweise trugen ein entsprechendes Label. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass Interaktionen wie Kommentare, Shares und Reaktionen auf die schlimmsten Lügen über das Klima um mehr als drei Viertel gegenüber 2021 zugenommen haben.

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Facebook verdient laut der mit vielen Beispielen arbeitenden Untersuchung zudem immer noch Geld für die Veröffentlichung von Klima-Fehlinformationen. Die Verfasser identifizierten in der Anzeigenbibliothek des Betreibers zwischen Januar und Oktober 2021 113 Anzeigen mit einschlägiger Desinformation. 78 Prozent der geschätzten Ausgaben stammten von 7 Seiten, die bereits vor einem Jahr in einem früheren Bericht gebrandmarkt wurden. Facebook habe nichts gegen dieses Phänomen unternommen.

Stop Funding Heat forderte das Unternehmen auf, den Begriff der Klima-Desinformation so zu definieren, dass damit die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse abgedeckt würden. Es sollte zudem eigene Untersuchungen zu dem Komplex herausgeben und ein Werbeverbot dazu aussprechen. Die Hausregeln müssten angepasst, der Prozess für Faktenchecks transparenter und einschlägige Fehlinformation in Echtzeit entlarvt werden. "Vorsätzliche Wiederholungstäter" sollten von der Plattform verbannt werden.

Die Kritikergruppe "The Real Facebook Oversight Board", die Stop Funding Heat nach eigenen Angaben bei der Analyse unterstützte, bezeichnete das soziale Netzwerk als Pendant der großen Zigarettenkonzerne übertragen auf die Gegenwart. Facebook drücke sich mit "Greenwashing" vor der Verantwortung und säe "Verwirrung und Zweifel über den Klimawandel in der globalen Diskussion". Was der Konzern in Glasgow zu verkaufen suche, entspreche nicht der Realität.

Ein Facebook-Sprecher setzte Fragezeichen hinter die Methodik des Berichts. "Wir konzentrieren uns darauf, tatsächliche Klima-Fehlinformationen auf unserer Plattform zu reduzieren", betonte er. Das Unternehmen arbeite daher mit einem globalen Netzwerk von Faktenprüfern zusammenarbeiten. Anzeigen, die als Klimalügen "entlarvt wurden", weise man zurück. Wissenschaftler monieren aber schon seit Längerem, dass Verschwörungstheorien um den Klimawandel auf Facebook, Telegram & Co. eine besondere Anziehungskraft haben.

(bme)