Studie: Negativschlagzeilen über Amazon treiben Online-Käufer zu anderen Anbietern

Wie YouGov mittels einer Umfrage unter Online-Käufern herausfand, schaden die Medienberichte der letzten Monate Amazon. Da viele der Befragten gar nicht mehr online einkaufen wollen, könnte sich die Krise auf den gesamten Online-Handel ausweiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robert Höwelkröger

Die negative mediale Berichterstattung wird Amazon scheinbar zum Verhängnis. Immer mehr Kunden wenden sich vom weltgrößten Online-Händler ab, wie eine Studie "Image-Absturz im Online-Handel – Wie verändert sich das Kaufverhalten?" von YouGov ergab. Fast jeder fünfte Online-Käufer (19 Prozent) will aufgrund der Negativschlagzeilen erst einmal nicht mehr bei Amazon einkaufen und ändere aus diesem Grund sein Kaufverhalten. 12 Prozent der Nutzer von Online-Shops geben sogar an, dass sie nie mehr beim Versandhandelsriesen einkaufen wollen. 7 Prozent der Befragten wollen künftig sogar mehrheitlich auf Online-Shopping verzichten und wieder mehr den stationären Handel nutzen. Für die Studie habe das Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstitut insgesamt rund 1000 Online-Käufer Anfang April 2013 bevölkerungsrepräsentativ befragt.

Absturz: Nach der TV-Reportage im Februar ging es mit dem Ansehen von Amazon steil bergab.

(Bild: YouGov BrandIndex)


Jeder achte Umfrageteilnehmer gab beispielsweise an, bewusst einen anderen Händler genutzt oder ausprobiert zu haben, anstatt bei Amazon einzukaufen. Laut der Umfrage profitiert von der Imagekrise von Amazon im Online-Handel am ehesten ebay.de, gefolgt von Otto.de, Buecher.de, Conrad.de und Weltbild.de. Bei den Händlern vor Ort ziehen vor allem Media Markt, gefolgt von Saturn, Thalia, alle sonstigen Buchhandlungen und Weltbild-Shops am meisten Nutzen aus dem Imageverlust. Bei den Warengruppen ist vor allem bei Büchern, Haushaltsgeräten, Filmen und DVDs, Unterhaltungselektronik und Mode mit Veränderungen zu rechnen. In diesen Segmenten haben die 5-10 Prozent der Befragten bereits zum Zeitpunkt der Studie im April 2013 weniger bei Amazon eingekauft als zuvor.

"Die deutschen Online-Käufer reagieren deutlich auf die Diskussionen um Amazon. Eine schnelle Erholung der Imagewerte ist dabei nicht zu erwarten. Man hat über Amazon negative Dinge in den Medien gehört und gelesen, die die Kunden so schnell nicht vergessen werden und das Prinzip Amazon für viele grundsätzlich in Frage stellt. Ein Arbeitskampf bei Amazon dürfte das Problem sicherlich noch verschärfen. Entscheidend wird sein, wie die Krisenkommunikation von Amazon sein wird und wie nachhaltig das Unternehmen einlenkt", sagt Holger Geißler, Vorstand bei YouGov. Viele Kunden seien einfach sehr enttäuscht vom Vorreiter im Versandhandel.

Auch im YouGov Markenmonitor BrandIndex wirken sich die schlechten Arbeitsbedingungen des Konzerns erheblich aus. Im vergangenen Jahr erreichte Amazon noch mit 87 Punkten den ersten Platz im BrandIndex-Top-Performer-Ranking 2012 (Bereich E-Commerce). Das Unternehmen zählte zu den beliebtesten Marken in Deutschland überhaupt. 2013 ist davon nichts mehr zu spüren und der amerikanische Online-Händler hatte bis Mitte März bereits 45 Imagepunkte eingebüßt. (roh)