Studie: Überversorgung mit LNG-Infrastruktur gefährdet Klimaziele

Infolge des russischen Angriffskrieges erlebt Flüssigerdgas (LNG) eine Blütezeit. Das könnte sich massiv auf die Klimaziele auswirken.

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Flüssigerdgas-Tanker und eine schwimmende Einheit zur Regasifizierung

(Bild: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com)

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Der massive Ausbau der Flüssigerdgas-Infrastruktur (LNG) gefährdet nach Ansicht der gemeinnützigen Organisation Climate Analytics die weltweiten Klimaziele. Das Vorhaben, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, sei in Gefahr, sagte Bill Hare von der gemeinnützigen Organisation Climate Analytics anlässlich der Vorstellung einer Analyse zum LNG-Ausbau auf der Weltklimakonferenz in Ägypten.

Fossiles Gas sei die Ursache der Energiekrise, nicht ihre Lösung, heißt es in dem 44-seitigen Papier. Der Aufbau neuer LNG-Infrastruktur führe zu einer Überversorgung. So wird bereits im Jahr 2030 mit einem Überschuss von 500 Megatonnen gerechnet. Das sei das Fünffache dessen, was EU-Staaten im Jahr 2021 an Erdgas aus Russland importiert haben. Dabei müsste der weltweite Bedarf an fossilem Gas zum Erreichen der Klimaziele eigentlich bis zum Jahr 2030 um etwa ein Drittel gegenüber dem Jahr 2021 und bis zum Jahr 2035 sogar um 60 Prozent gesenkt werden.

Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine rüsten vor allem europäische Länder wie Deutschland ihre Energieversorgung um. Sie wollen damit russische Erdgaslieferungen, die zum Beispiel durch die Nord Stream-Pipelines transportiert wurden, ersetzen. In tief kaltem Zustand kann Gas in flüssiger Form mit Tankern rund um den Erdball transportiert werden. Hauptlieferanten sind hier die USA, Australien und Katar. Deutschland baut in mehreren Häfen LNG-Terminals, darunter in Wilhelmshaven, in Stade und in Lubmin.

In der Climate Action Tracker-Studie (CAT) wurden die bisherigen Planungen für LNG-Infrastruktur in ihren Auswirkungen untersucht. Allein in der Europäischen Union gebe es Pläne für 26 neue LNG-Terminals für eine Gesamtsumme von rund 6 Milliarden Euro. Diese könnten 41 Prozent des gesamten Gasbedarfs abdecken – dieser Anteil liege höher als das, was vor dem Ukrainekrieg an russischen Importen verzeichnet wurde.

Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass Europa keine neue Infrastruktur benötigen würde, wenn es an den 1,5-Grad-Klimazielen festhält. Der Gasbedarf sinke durch den Ausbau erneuerbarer Energien perspektivisch. Bis dahin könnten durch Energiesparmaßnahmen in der Industrie, im Gewerbe und in Privathaushalten bis zu zwei Drittel dessen eingespart werden, was bislang aus Russland importiert wurde, heißt es.

(mki)