Sun fällt in den Keller

Der Unix- und Server-Spezialist gerät angesichts Dot.Com-Krise und möglicher Probleme mit der Einführung neuer Systeme unter Druck.

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Von
  • Jürgen Kuri

Sun wird momentan ziemlich gebeutelt. Zwar konnte der Unix- und Server-Spezialist nach jüngsten Marktzahlen seine Position weiter ausbauen und im Server-Markt hinter IBM den zweiten Platz belegen, Analysten bezweifeln aber, dass diese Erfolgsgeschichte so weitergeht. Schon vorige Woche musste Sun eine Rückstufung seiner Aktie bei Finanzexperten hinnehmen – und zwar allein deswegen, weil diese erwarten, dass Sun "nur" die Erwartungen der Börse erfüllen kann. Dies schockierte die Anleger offensichtlich sehr, denn bislang hat Sun die Prognosen immer weit übertroffen.

Als ob das nicht schon reichte, warnten nun weitere Analysten, dass Sun in den nächsten beiden Geschäftsquartalen mit Schwierigkeiten zu rechnen habe. Der Grund: Die Krise der Internet-Ökonomie und die Pleiten vieler Dot.Coms. Gerade in der New Economy, bei den Online-Shops, E-Commerce-Firmen und Internet-Providern fand Sun in zunehmendem Maße Abnehmer für seine Server. Die Börse geht nun davon aus, dass die Umsätze von Sun angesichts der Dot.Com-Krise bei weitem nicht so steigen wie in den vergangen Jahren – und im schlimmsten Fall sogar zurückgehen könnten.

Dazu kommt, dass Sun angeblich mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, neue Systeme fertig zu stellen. Die UltraSPARC-III-Systeme sollen sich weiter verzögern. Sun habe Probleme mit dem Yield (der Produktionsausbeute) bei den neuen Prozessoren, hieß es in US-Berichten. Daher könnte sich zumindest die Auslieferung der Midrange-Maschinen über die Mitte des nächsten Jahres hinaus verzögern. Neue Highend-Systeme könnten sogar bis Ende nächsten Jahres auf sich warten lassen.

Sun sieht dies natürlich anders: Mit den neuen Rechnern sei man im Zeitplan und könne sie innerhalb der nächsten sechs Monate ausliefern, hieß es von der Firma. Außerdem gehe immerhin 90 Prozent des Sun-Umsatzes auf das Konto von Fortune1000-Firmen und werde nicht mit Dot.Coms erzielt. Die Börse überzeugte das bislang allerdings nicht: Am Freitag war Suns Aktie in New York bereits um fast 4 Prozent nach unten gegangen, am gestrigen Montag fiel sie bis Börsenschluss noch einmal um über 6 Prozent auf 28,46 US-Dollar; im nachbörslichen Handel konnte sich die Aktie dann bei 28,62 US-Dollar stabilisieren. Der Sun-Kurs fiel in den letzten 3 Monaten um 51,46 Prozent. Am 15. Dezember hatte Sun zeitweise ein neues 52-Wochen-Tief mit 27,50 US-Dollar erreicht. Offensichtlich klingt den Anlegern momentan noch der Sun-Werbespruch "We're the Dot in .Com" zu sehr in den Ohren, als dass sie angesichts der Dot.Com-Krise allzu viel Vertrauen in Sun setzen. Sun muss wohl wieder einiges unternehmen, um als Zweitplatzierter unter den Server-Herstellern nicht nur die Kunden von seinen Maschinen, sondern auch die Anleger von seiner Zukunft zu überzeugen. (jk)