Tiger Lake im Test: Intel schlägt bisherige Notebook-Quad-Cores deutlich

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Bei Rise of the Tomb Raider hatte die Iris-Xe-GPU mit Grafikfehlern zu kämpfen.

(Bild: Nico Ernst)

Auch die Xe-Grafik mit 96 Clustern, bei Intel EUs genannt, löst viele Versprechen ein – zumindest unter DirectX 11. 3DMark Time Spy, Night Raid, Fire Strike und Sky Diver liefen problemlos und ohne Grafikfehler. Ein Gesamtwert von 1519 und 1802 bei Time Spy (15/28 Watt) können sich für integrierte Grafik mehr als sehen lassen: Die kleinen GeForce-MX-GPUs von Nvidia, die Notebookhersteller oft aus Marketinggründen verbauen, sind nun obsolet. Etwas ältere Titel wie Rise of the Tomb Raider sind mit hohen Details mit 26 und 34 Bildern pro Sekunde (Preset "Hoch", DX11, Full-HD, 15/28 Watt) annehmbar spielbar. Schwierigkeiten gab es aber mit DirectX 12: Sowohl Rise of the Tomb Raider wie Shadow of the Tomb Raider starteten entweder nicht mit Hinweis auf einen abgestürzten Grafiktreiber oder produzierten sichtbare Bildfehler. Bei Rise of the Tomb Raider, das mit DX12 immerhin lief, half dagegen ein Abschalten der Umgebungsverdeckung.

Intels Iris Xe mochte DirectX-11-Spiele.

(Bild: Nico Ernst)

Kurios war das Verhalten von Metro Exodus. Dessen mitgelieferter Benchmark ließ beim Start mit DirectX 12 mehrere Minuten auf sich warten, sodass wir das Programm beendeten. Das eigentliche Spiel stürzte schon im Menü ab. Mit DirectX 11 lief hingegen alles, sogar ohne Bildfehler. Der recht fordernde Benchmark kommt dabei auf 11,5 und 12,3 fps (Preset "High"). Im 36-Watt-Modus sind sogar 14,3 fps drin, was wir auf eine gute Energieverteilung weg von der CPU zur GPU zurückführen, denn die Cores sind dabei selten ganz ausgelastet. Intel ist das Verhalten von Metro bekannt: Der Start könne schon mal fünf Minuten dauern.

Mit Dirext-12-Engines gab es aber noch einige Probleme.

(Bild: Nico Ernst)

Seltsame Probleme gibt es unter anderem auch mit Red Dead Redemption 2, Hitman 2 und der Videosoftware Handbrake. Um all das zu lösen, sollen bis zum Marktstart, der frühestens im Oktober erfolgt, noch gründlich überarbeitete Grafiktreiber zur Verfügung stehen. Solche Bugs ließen sich auch bei anderen komplett neuen Grafikarchitekturen Monate vor dem Marktstart beobachten. Dennoch sollte man bei den fertigen Tiger-Lake-Notebooks bei DirectX 12 genau hinsehen.

Den bei Notebooks nicht unwichtigen Aspekt Akkulaufzeit konnten wir auf dem Referenzgerät mangels Zeit gar nicht testen; auch hier muss also noch auf Serien-Hardware gewartet werden. Und nicht zuletzt bleibt spannend, für welche cTDPs sich die Hersteller denn in ihren konkreten Systemen entscheiden werden. Bislang liefen nur wenige Notebooks mit hochgedrehter cTDP; das Gros verblieb bei 15 Watt – was 1:1 auf die Performance durchschlägt.

Tiger Lake ist als Intels Hoffnungsträger für kleine und leichte Notebooks ein großer Schritt nach vorne. Bei Singlethreading liegt Intel deutlich vorne, bei Multithreading schafft man mit vier Kernen die Performance, für die AMD sechs braucht – wenngleich es bei Ryzen 4000 aber bis zu acht Kerne und dadurch noch mehr Power gibt. Von sechs CPU-Kernen, wie Intel sie zuletzt (in homöopathischen Dosen) aus seiner 14-Nanometer-Fertigung gequetscht hat, fehlt derzeit noch jede Spur; irgendwann später will Intel Tiger Lake mit bis zu acht Kernen bringen. Da die meisten Notebooks nicht mit den absoluten Top-Prozessoren verkauft werden, ist es verständlich, dass Intel die erst jetzt halbwegs rund laufende 10-Nanometer-Fertigung zunächst für Mainstream-Modelle nutzt.

Die Willow-Cove-Kerne an sich sind grundsätzlich so vielversprechend, dass man sie sich statt der immer wieder aufgegossenen Lake-Architekturen auch mit mehr als vier Kernen und für Desktop-PCs wünscht. Dort steht als Nächstes mit dem im Frühjahr 2021 erwarteten Rocket Lake-S ein weiterer 14-Nanometer-Prozessor an. [Ergänzung 16:00 Uhr: Technisch wird dieser allerdings sehr interessant, weil dort die 10-Nanometer-Willow-Cove-Kerne in einer Rückportierung auf 14 Nanometer (Cypress Cove) enthalten sein werden. Wir sind gespannt, wie sich das in der Performance niederschlagen wird.] (mue)