Tim Cook: Datenschutz genauso dringlich wie Kampf gegen Klimawandel

Tracking und Handel mit persönlichen Daten bedrohe die Privatsphäre und den "sozialen Zusammenhalt", warnt der Apple-Chef. Die DSGVO müsse weltweit gelten.

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Tim Cook

Apple-Chef Tim Cook (Archivbild).

(Bild: dpa, Robin Van Lonkhuijsen)

Lesezeit: 2 Min.

Apple-Chef Tim Cook sieht das Schwinden der Privatsphäre als eine der größten Herausforderungen des Jahrhunderts – neben dem Klimawandel. Man müsse nun bei "diesen Dingen" entscheiden, wie man sie angehen kann, um "kommenden Generationen einen viel besseren als den aktuellen Zustand zu hinterlassen", erläuterte Cook in einem Interview.

Eine Welt steter Überwachung könne letztlich zur Selbstzensur führen, betonte Cook gegenüber Fast Company, auch könne Datensammlung und Profilerstellung für "Anstachelungen zu Extremismus und andere Dinge" missbraucht werden. In Hinblick auf den Sturm des US-Kapitols Anfang Januar durch Trump-Anhänger müsse man klar sagen, dass auch Technik dabei eine Rolle gespielt habe, so Cook – sie lasse sich schließlich zur Verstärkung, Organisation und auch zur Manipulation einsetzen.

Als Gegenmittel sieht der Apple-Chef "Datenminimierung, die lokale Verarbeitung von Daten auf Geräten, Transparenz und Sicherheit" – sowie staatliche Regulierung: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU sei ein gutes Fundament und sollte weltweit als Gesetz dienen, so Cook. Er sei gewöhnlich kein Fan von Regulierung, weil diese "unbeabsichtigte Konsequenzen" habe, im Fall von Datenschutz müssten aber die Regierungen handeln. Man habe "das Experiment schon durchgeführt, es hat nicht gut funktioniert".

Cook hatte am Donnerstagabend im Rahmen der europäischen Datenschutz-Konferenz CPDP seine Warnung vor einem "datengetrieben-industriellen Komplex" wiederholt. Die Sammlung möglichst vieler Daten und die von Algorithmen und Interaktionen geförderten "Falschinformationen und Verschwörungstheorien" dürfe man nicht länger hinnehmen. Firmen, deren Geschäftsmodell auf einer Irreführung des Nutzers und der Ausnutzung dessen Daten basieren, müssten "reformiert" werden, so Cook.

Apple will in Kürze seine Tracking-Transparenz-Initiative umsetzen: Nutzer müssen iPhone-Apps künftig erst die Erlaubnis für ein Tracking erteilen, den Opt-in-Dialog erzwingt das Betriebssystem. Apple droht Apps zudem mit Rauswurf, wenn eine Tracking-Ablehnung des Nutzers nicht respektiert wird. Facebook und andere Online-Werber fürchten Geschäftseinbußen und machen seit Wochen mobil gegen die Einführung der Funktion – sie werfen Apple unter anderem einen Missbrauch der Marktmacht vor. Apple stütze damit lediglich seine eigenen Wettbewerbsinteressen, so Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Facebook bereitet Berichten zufolge eine Kartellklage gegen Apple vor. (lbe)