MWC

Transparenter Lenovo-Laptop im Hands-On: Ein Prototyp auf Sinnsuche

Hübsch, aber nutzlos? Lenovos transparenter Konzept-Laptop zieht auf dem MWC die Blicke auf sich. Wozu man ihn brauchen könnte, blieb beim Hands-On aber unklar.

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Display mit Durchblick: Lenovos Konzept-Laptop auf dem MWC.

(Bild: heise online; dahe)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Sie heißt "Lenovo Thinkbook Transparent Laptop Proof of Concept" und sieht cool aus. Lenovos Laptop-Designstudie gehört zu den größten Blickfängern der Mobilfunkmesse MWC. In Barcelona konnte heise online das Notebook mit dem durchsichtigen Display bereits kurz ausprobieren. Weniger durchschaubar als das Panel: Wozu man das Gerät eigentlich brauchen könnte.

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Lenovo ist nicht der erste Hersteller, der sich an transparenten Displays versucht. Zuletzt haben unter anderem LG und Samsung auf der CES transparente Fernseher gezeigt. Wie deren Konzepte setzt auch das Thinkbook-Experiment von Lenovo auf ein Mikro-LED-Display. Solche Bildschirme nutzen Leuchtdioden als Pixel und sparen sich damit LCD-Layer und organische Schichten. Sie können so kräftige Farben zeigen und zeichnen sich durch schnelle Reaktionszeiten aus. Zusätzlich eignen sie sich besonders für transparente Bildschirme. Weil sie aber in der Fertigung sehr teuer sind, spielen sie bei Consumer-Hardware bislang noch keine Rolle.

Lenovos transparentes Laptop-Konzept (10 Bilder)

(Bild: Lenovo)

Auch das Thinkbook-Konzept ist nur ein hoffnungsfroher Blick in die Zukunft, auf den Markt wird das Gerät so nicht kommen. Das hält Lenovo nicht davon ab, große Versprechen abzugeben. Dank 1000 nits würde sich das Thinkbook-Konzept auch für den Außeneinsatz eignen, heißt es etwa – auch die Helligkeit gehört zu den Vorzügen der Mikro-LED-Technik. Weiße Flächen strahlen mit enormer Kraft aus dem Display – je schwärzer die Bildschirminhalte, desto durchsichtiger wird das Display.

Eine Weiterentwicklung des Konzepts könne es in Zukunft ermöglichen, die Durchsichtigkeit des Displays an die eigenen Wünsche anzupassen, erklärt Lenovo. Aktuell funktioniert das noch nicht – man müsste also damit leben, dass ein Gegenüber jederzeit den Bildschirminhalt (gespiegelt) sehen kann. Lenovo versucht, das als Feature zu verkaufen: Hotel-Kunden könnten es etwa zu schätzen wissen, den Bildschirminhalt des Rezeptionisten sehen zu können.

Je dunkler die angezeigten Farben, desto durchsichtiger wird das Display des Lenovo-Konzepts. Auch durch weiße Fenster schimmert der Hintergrund aber durch.

(Bild: heise online; dahe)

Das überzeugt nur eingeschränkt. Überhaupt wurde nicht abschließend klar, wozu man einen transparenten Laptop denn wirklich brauchen könnte. LG und Samsung sprechen bei ihren fast wandfüllenden transparenten Fernsehern gerne davon, dass sie sich durchsichtig besser in die Wohnungsdekoration einfügen. Bei einem kleinen Laptop (das Lenovo-Konzept hat einen 17,3 Zoll großen Bildschirm), der sich bei Bedarf jederzeit zusammenklappen und verstauen lässt, zieht dieses Argument kaum.

Stattdessen betont Lenovo, dank transparentem Bildschirm könne man gleichzeitig mit physischen Objekten interagieren und digitale Informationen überlagern. Heißt in der Praxis: Man kann beispielsweise auf dem Display malen, während man hindurch auf das Motiv blickt. Und beim Kochen habe man so eine bessere Sicht auf die Zutaten, während man einem Rezept folgt. Dass man bei herkömmlichen Laptops unschwer über den Bildschirmrand gucken kann, unterschlägt Lenovo.

Auch eine weitere Anwendung braucht nicht zwingend ein transparentes Display: Eine rückseitige Kamera scannt Objekte, die von einer KI-App zu Videos verarbeitet werden. Bei der MWC-Demo bastelte die App aus einer kleinen Korallen-Nachbildung, die hinter das Display gestellt wurde, eine Bewegtszene mit schwimmenden Fischen. Eine Sonnenblumen-Statue brachte Schmetterlinge hervor. Mit einer Rückseiten-Kamera könnte man das aber auch ohne Durchschau-Bildschirm ähnlich gut bewerkstelligen.

Eine rückseitige Kamera scannt Objekte, bevor eine KI-App sich mehr oder minder passende Bewegtbilder dazu ausdenkt. Hier flattert ein kleiner Schmetterling über das Display.

(Bild: heise online; dahe)

Das letzte Argument für die Lenovo-Designstudie ist die "Rule of Cool": Dass das Notebook interessant aussieht, lässt sich nicht leugnen. Wer damit in der Bahn sitzt, fällt auf. Hochmodern ist nicht nur das durchsichtige Display, sondern auch die Tastatur, die rein digital auf eine Touchfläche geblendet wird und in Kombination mit Stift als auch Digitizer genutzt werden kann. Aber reicht das?

Auch von hinten kann man mehr oder weniger klar sehen, was auf der anderen Seite passiert.

(Bild: heise online; dahe)

Im Gespräch mit heise online sagte ein Sprecher, perspektivisch wolle Lenovo tatsächlich Notebooks mit durchsichtigem Bildschirm auf den Markt bringen. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Das Display ist mit seiner geringen 720p-Auflösung aktuell kaum vorzeigbar, hier will sich Lenovo noch steigern. Auch die Möglichkeit, die Transparenz des Bildschirms manuell zu regeln und je nach Bedarf komplett abzuschalten, wäre für eine Markteinführung wohl dringend notwendig. Die schicke Touch-Tastatur war im Hands-On zum Tippen ebenfalls kaum brauchbar. Fraglich ist außerdem, ob Lenovos Glaspanel stabil genug für Reisen im Rucksack ist.

Lenovo hat also noch Arbeit vor sich, um die Technik zu überarbeiten und potenzielle Kunden für sein Konzept zu begeistern. Eine gewisse Faszination strahlte der Prototyp aber bereits aus – vielleicht lässt sich darauf ja aufbauen.

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(dahe)