Fukushima: IAEA gibt grünes Licht für Einleitung von Tritium-Wasser ins Meer

Nach fast 2 Jahren Prüfung vor Ort hat eine spezielle Arbeitsgruppe ihren Abschlussbericht vorgelegt. Ergebnis: Tritium-Wasser darf ins Meer geleitet werden.

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Wassertanks auf dem Gelände des AKW Fukushima-Daiichi

(Bild: IAEA)

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Die Internationale Atombehörde IAEA meint, behandeltes Kühlwasser aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer einzuleiten, werde sich vernachlässigbar auf Mensch und Umwelt auswirken. In einem Bericht, den IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi dem japanischen Premierminister Fumio Kishida am heutigen Dienstag übergab, bescheinigt die Aufsichtsbehörde außerdem, die japanischen Pläne entsprächen den Sicherheitsstandards der IAEA.

Der "Comprehensive Report on the Safety Review of the ALPS-treated Water at the Fukushima Daiichi Nuclear Power Station" (PDF) fasst die Ergebnisse der fast zwei Jahre dauernden Arbeiten einer speziellen Arbeitsgruppe der IAEA zusammen. In der wurden IAEA-Spezialisten von Experten für nukleare Sicherheit aus elf Ländern beraten.

Seit dem Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima infolge eines Seebebens und anschließenden Tsunamis im März 2011 werden geschmolzene Brennstäbe der zerstörten Anlage mit Wasser gekühlt. Das dadurch kontaminierte Wasser wird von 62 Isotopen befreit und anschließend auf dem Gelände gelagert. Kohlenstoff-14 und vor allem Tritium können nicht herausgefiltert werden. Mittlerweile haben sich etwa 1,34 Millionen Tonnen tritiumhaltiges Kühlwasser angesammelt, laut AKW-Betreiber Tepco waren Ende Juni dieses Jahres 97 Prozent der Lagerkapazität aufgebraucht.

Im April 2021 beschloss die japanische Regierung, das gelagerte Wasser zu verdünnen, über eine ein Kilometer lange Leitung ins Meer zu leiten und forderte die IAEA auf, den Plan zu prüfen. Die japanische Atomaufsicht stimmte ihm im Mai vorigen Jahres zu. In den vergangenen zwei Jahren besuchte die IAEA-Arbeitsgruppe fünfmal Japan und veröffentlichte sechs Arbeitsberichte. Die IAEA will weiterhin vor Ort präsent sein und die Einleitung überwachen.

Tritium ist ein radioaktives Isotop, das zusätzlich zu dem einen Proton, das den Wasserstoff ausmacht, noch zwei Neutronen im Kern hat. Diese zwei Neutronen verleihen dem Tritium sein hohes Gewicht und geben ihm den Beinamen "superschwerer" Wasserstoff. Tritium ist zwar nicht hochgradig radiotoxisch, kann jedoch im Körper gespeichert werden.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

Der IAEA-Generaldirektor will am kommenden Freitag Südkorea besuchen. Dort wie auch in China und anderen Pazifik-Anrainern regte sich bereits Protest gegen den japanischen Plan, das behandelte Wasser ins Meer zu leiten. Dem im vorigen Jahr neugewählten Präsidenten Yoon Suk-yeol wird nachgesagt, Japan mehr Verständnis entgegenzubringen.

(anw)