Twitch: Amazon passt Monetarisierung auf seiner Streamingplattform an

Twitch passt Monetarisierung auf seiner Streaming-Plattform an. Die 100.000-Dollar-Obergrenze entfällt sofort, weitere Änderungen folgen im Laufe des Jahres.

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(Bild: FellowNeko/Shutterstock.com)

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Twitch erhöht die Auszahlungen an seine Content-Creators. Ab sofort hebt die Amazon-Tochter die Obergrenze von 100.000 Dollar für die 70/30-Nettoumsatzverteilung auf. Im Laufe des Jahres sollen das Partner-Plus-Programm angepasst und Twitch Prime auf ein länderabhängiges Festpreis-Modell umgestellt werden. Die am heutigen Mittwoch angekündigten Änderungen basieren auf den im vergangenen Jahr geänderten Monetarisierungs-Optionen für Streamer.

Im Juni vergangenen Jahres hat Twitch das Partner-Plus-Programm eingeführt. Für Streamer wurde die Umsatzbeteiligung der Nettoeinnahmen (70 Prozent für den Streamer und 30 Prozent für Amazon) gedeckelt; wurde bei den Einnahmen die Grenze von 100.000 Dollar innerhalb von 12 Monaten überschritten, zahlte Amazon nur noch 50 Prozent aus.

Diese Einschränkung schafft Twitch wieder ab. Streamer, die für das Partner-Plus-Programm qualifiziert sind, erhalten auch bei Einnahmen jenseits der 100.000 Dollar-Grenze 70 Prozent. Twitch-CEO Dan Clancy schreibt in einem Blogpost dazu: "Wir haben eindeutige Rückmeldungen erhalten, dass die Obergrenze von 100.000 US-Dollar die Gewinn- und Wachstumsmöglichkeiten für die betroffenen Streamer einschränkt und einen negativen Anreiz darstellte."

Zum 3. Juni sollen Anpassungen an dem für Amazon-Prime-Mitglieder möglichen Twitch-Prime folgen. Bislang konnten Abonnenten des kostenpflichtigen Premium-Dienstes, die ihren Account mit Twitch koppeln, einen Streamer ihrer Wahl ohne Zusatzkosten abonnieren und finanziell unterstützen. Amazon spricht in diesem Zusammenhang mittlerweile von Prime-Gaming, das Teil von Amazon-Prime ist und momentan nicht einzeln als Abo abgeschlossen werden kann. Die Auszahlung aus Prime-Abos werden analog den kostenpflichtigen Twitch-Abos behandelt und anteilig ausgezahlt. Das soll sich nun ändern.

Mit der Anpassung wird auf ein "Festpreis-Modell" umgestellt. Streamer bekommen demnach zukünftig eine feste Summe pro Twitch-Prime-Abo ausgezahlt, die abhängig von dem jeweiligen Land des Abonnenten ist. Der Festpreis für Deutschland soll bei 1,55 Dollar pro Prime-Abo liegen. Die jeweiligen Tarife können auf der zugehörigen Seite abgerufen werden und sollen jährlich veröffentlicht werden. Twitch behält sich vor, diese Tarife bei Bedarf zu aktualisieren und anzupassen.

Zum 1. Mai soll das Partner-Plus-Programm weiter geändert werden. In das Programm, das ab Mai "Plus-Programm" heißen soll, werden neue Stufen für Streamer eingefügt. So sollen zukünftig etwa Streamer, die in drei aufeinanderfolgenden Monaten 100 "Plus Punkte" erreichen, sich für einen 60/40-Share aus den Nettoeinnahmen aus bezahlten und geschenkten Abonnements für Ihren Kanal qualifizieren können. Für eine 70/30-Umsatzbeteiligung wird der Schwellenwert auf 300 Plus Punkte (bislang 350) gesenkt.

Die "Plus Punkte" wurden mit dem Partner-Plus-Programm eingeführt und setzen sich wie in der unten stehenden Tabelle zusammen. Dabei werden ausschließlich bezahlte Abonnements für die Punkte berücksichtigt – Prime-Abos zählen nicht.

Partner Plus Program Level Revenue Share Threshold
Level 1 60/40 100 Plus Points
Level 2 70/30 300 Plus Points
Tier 1 Subs = 1 point, Tier 2 Subs= 2 points, and Tier 3 Subs = 6 points

Twitch betont, es habe auf die Rückmeldungen seiner Kreativen gehört. Positiv sieht das auch der deutsche Streamer Staiy, mit dem heise online vorab die angekündigten Änderungen analysiert hat. Die Änderungen bezeichnet er als "gute Neuigkeiten". Twitch mache einen Schritt in die richtige Richtung und habe zukünftig weniger Einfluss darauf, wer auf der Plattform groß werde und wer nicht. Dies entschieden mit den anstehenden Änderungen zukünftig die Zuschauer, die Chancen für kleinere Streamer wachsen seiner Meinung nach nun deutlich.

Auch die großen Streamer würden davon profitieren, da die 100.000 Dollar-Grenze – mit anschließend reduziertem Share – wieder abgeschafft wird, meint Staiy. Vorher habe sich Twitch eher "wie das Finanzamt verhalten" und den finanziell erfolgreichen Streamern mehr genommen. Das sei aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll gewesen.

Ein Wermutstropfen bleibe jedoch: mit dem Festpreis-Modell der von Amazon subventionierten Prime-Subs hat Twitch den ersten Schritt gemacht, um zukünftig die Beteiligung der Streamer besser steuern zu können. Aktuell würde die Auszahlung von deutschen Abonnenten etwa 44 Cent Einbußen (pro Prime-Abo) ab Juni bedeuten. Eine Änderung an dieser Stelle war jedoch abzusehen, da Twitch-CEO Dan Clancy kürzlich in einem Livestream erwähnte, dass Twitch immer noch nicht profitabel sei.

(bme)