USA subventionieren erste große Kohlenstoffabscheider

CO₂ aus der Atmosphäre saugen und wegspeichern ist möglich. Ob sich das im großen Maßstab bewährt, und zu welchen Kosten, sollen zwei Demo-Anlagen zeigen.

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Stark Abgase ausstoßende Industrianlage am Ufer eines Flusses

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Kohlenstoffabscheidung aus der Luft soll sich im großen Maßstab beweisen. Dafür hat das US-Energieministerium die ersten beiden Projekte ausgewählt und stellt ihnen insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro) in Aussicht. Die beiden Anlagen sollen eines Tages zusammengenommen mehr als zwei Millionen Tonnen CO₂ jährlich aus der Atmosphäre saugen und in den Boden einlagern. Das ist ein Vielfaches der Summe, die alle heute bestehenden Kohlenstoffabscheider weltweit leisten können.

Angesiedelt sind sie bewusst in Regionen mit hohen Armutsraten; US-Präsident Joe Biden legt großen Wert darauf, gerade dort gut bezahlt Arbeitsplätze zu schaffen. Das Project Cypress soll nahe der Stadt Lake Charles in der Calcasieu Parish in Louisiana entstehen und 2300 Arbeitsplätze schaffen. Mindestens ein Zehntel dieser Arbeitsplätze soll an Arbeitnehmer gehen, die früher in der Öl- oder Gasbranche beschäftigt waren. Das Projektkonsortium wird von der Firma Battelle angeführt. Louisiana hat mit 18,6 Prozent (2020) die zweithöchste Armutsrate aller US-Staaten; nur in Mississippi (19,6%) darbt ein höherer Anteil der Einwohner unter der Armutsgrenze. (Die fünf bewohnten US-Territorien leiden allerdings unter weitaus höheren Raten, Anmerkung.)

Im texanischen Kleberg County südlich der Stadt Corpus Christi leben 27,2 Prozent der Einwohner unter der Armutsgrenze. Dort soll der South Texas DAC Hub 2500 Arbeitsplätze bringen. DAC steht für Direct Air Capture; dabei wird CO₂ nicht an der Quelle, etwa einem Kohlekraftwerk, gewonnen, sondern an einem beliebigen Ort aus der Luft gesaugt. Somit kann auch CO₂, das schon vor längerer Zeit in die Atmosphäre gelangt ist, sei es aus natürlichen Prozessen oder durch menschliches Zutun, herausgeholt werden. Für das Klima ist der CO₂-Gehalt der Atmosphäre ein wichtiger Faktor, unabhängig davon, wann und woher das CO₂ gekommen ist.

Ganz beliebig sind die nun ausgewählten Standorte natürlich nicht: Sie verarbeiten das CO₂ nicht zu neuen Stoffen wie zum Beispiel Beton weiter, und nutzen es auch nicht für effizientere Ölförderdung, sondern speichern es unterirdisch. Dafür sind passende Böden Voraussetzung. In Kleberg County sind das saline Formationen; in Louisiana möchte der Battelle-Partner Gulf Coast Sequestration porösen Boden unter Weideland zwischen Lake Charles und dem die Grenze zu Texas bildenden Fluss Sabine zur unterirdischen Speicherung nutzen.

Der Baubeginn ist noch offen. Die am Montag bekanntgegebene Zuteilung ist quasi die Lizenz zur Aufnahme konkreter Vertragsverhandlungen mit dem US-Energieministerium. 1PointFive erklärt, mit den Subventionen detaillierte Pläne ausarbeiten, umweltrechtliche Genehmigungen erwirken und Ausrüstung, die nur mit langen Lieferfristen zu bekommen ist, beschaffen zu wollen.

Das Subventionsprogramm für Kohlenstoffabscheidung ist ein kleiner Teil des vor einem Jahr gegen die Stimmen der Republikanischen Abgeordneten beschlossenen Inflation Reduction Act. Es ist die bislang umfangreichste Gesetzgebung im Kampf gegen den Klimawandel. Das Gesetz soll Hebelwirkung für enorme Investitionen in Infrastruktur entfalten, Kosten für medizinische Leistungen senken und Armut bekämpfen.

(ds)