USA fördern neue Atomreaktoren

An ein Brandschutz-Gesetz angehängt saust eine Atomkraft-Novelle durchs US-Parlament. Neue AKWs sollen rasch gebaut und exportiert werden.​

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Strommast vor blauen Himmel mit weißen Wölkchen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Die USA wollen eine Renaissance der Atomkraft herbeiführen. Nach dem US-Unterhaus hat auch der US-Senat ein Brandschutzgesetz fast einstimmig durchgewunken. Daran angehängt - und somit mitbeschlossen - ist der ADVANCE Act (S. 870). Dieses Gesetz soll eine neue Generation Atomkraftwerke, insbesondere kleinere, modulare Atomreaktoren, beflügeln. Das wird nicht zuletzt Bill Gates freuen.

Denn das von Gates finanzierte Unternehmen Terrapower kann damit sein Konzept eines natriumgekühlten Small Modular Reactors umsetzen. Der ADVANCE Act (Accelerating Deployment of Versatile, Advanced Nuclear for Clean Energy Act) wird von beiden US-Parteien unterstützt und als Klimaschutzmaßnahme verkauft, die die Dominanz der Vereinigten Staaten von Amerika bei Nuklearenergie sichern soll. Die noch ausstehende Unterschrift von US-Präsident Joe Biden gilt als Formsache.

Das Gesetz sieht mehrere Neuerungen vor, die Genehmigung, Bau und Export neuer Atomkraftwerke beschleunigen soll. Die Regulierungsbehörde NRC (US Nuclear Regulatory Commission) soll bis zu 140 zusätzliche Mitarbeiter erhalten und neue Regeln für flotte Genehmigungsverfahren für kleine Atomreaktoren ausarbeiten. Dafür wird sogar das Mission Statement der Behörde geändert.

Genehmigungen für AKWs mit neuer Technik sollen billiger werden, in dem ein höherer Anteil der Verfahrenskosten vom Steuerzahler getragen wird. Das jeweils erste neue AKW in fünf verschiedenen technischen Kategorien soll die verbleibenden Verfahrenskosten überhaupt in Form eines Preises rückerstattet erhalten. Zudem sollen bestehende Kraftwerksstandorte für AKWs geöffnet werden, insbesondere wenn fossile Stoffe verbrennende Kraftwerke vom Netz gehen.

All das ist Wind in den Segeln Terrapowers. Die Gates-Firma hat jüngst am Standort eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Wyoming den Spatenstich für ein AKW gesetzt, das anstelle von Wasser Natrium als Kühlmittel verwendet. Das soll bei Wasserkühlung notwendige Sicherheitsvorkehrungen überflüssig machen. Als Brennstoff für derartige Reaktoren kommt Uran in Verbindung mit Plutonium oder anderen Transuranen infrage.

1600 Mitarbeiter sollen ein zusammen mit GE Hitachi entwickeltes Atomkraftwerk mit einer Basisleistung von 345 MW bauen; es soll zeitweise bis zu 500 MW leisten können und 400.000 Haushalte mit Strom versorgen. Letztlich sollen an dem Standort 250 Menschen beschäftigt werden.

Um mehr Geld anzulocken, öffnet der ADVANCE Act den US-Markt für AKW-Investoren aus OECD-Staaten sowie Indien. Umgekehrt soll der Export von Technik und Nuklearbrennstoffen angekurbelt werden. Dafür soll sich die NRC für internationale Standards bei Technik, Lizenzierung und Atomkraft-Aufsicht einsetzen. In diesem Zusammenhang soll sie andere Staaten bei Gesetzgebung und Aufbau von Aufsichtsbehörden unterstützen sowie deren Beamte fortbilden. Für die internationalen Bemühungen ist eine neue, eigene Abteilung der Behörde vorgesehen, deren Kosten nicht von der Branche, sondern vom Steuerzahler getragen werden.

Da bleibt für Umweltsanierung kein Geld mehr. Ursprünglich war vorgesehen, dass mit dem Gesetz Aufräumarbeiten in aufgegebenen US-Uranminen in Ureinwohnerreservaten finanziert werden. Doch dieser einmalige Betrag von 100 Millionen US-Dollar ist im nun verabschiedeten Text nicht mehr enthalten.

(ds)