Umstrittene Funktion: Apples "Kommunikationssicherheit" bald per default

Mit iOS 17 und Co. wird der Nacktbildscanner im Betriebssystem nun direkt aktiviert. Er soll dem Kinderschutz dienen.

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Apples Kommunikationssicherheit

Apples Kommunikationssicherheit: Inhalte werden automatisch gescannt.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apples sogenannte Kommunikationssicherheit, die das Betriebssystem auf Nacktbilder scannt, soll künftig auf iPhone, iPad und Mac standardmäßig aktiv sein. Dies geschieht beim Einspielen von iOS 17, iPadOS 17 und macOS 14, die im Herbst erscheinen, automatisch, sofern der Nutzer unter 13 Jahre alt ist, was anhand der Apple ID festgestellt wird. Gleichzeitig startet "Communication Safety" ab diesem Jahr weltweit, ist also nicht mehr nur auf bestimmte Länder und Regionen beschränkt.

Die Technik soll nur lokal arbeiten, von Apple also nicht über iCloud erfasst werden – wobei das Unternehmen offenbar zumindest an einer Gesamtquote interessiert zu sein scheint. Zudem wird die Kommunikationssicherheit künftig auf das jeweilige Gesamtsystem ausgedehnt. War sie zuvor nur in iMessage, Apples proprietärem Kommunikationsdienst, aktiv, landet die Technik nun auch in anderen Programmen. Dazu gehören der Foto-Picker, der Empfang und Versand per Dateidienst AirDrop, FaceTime-Videonachrichten sowie erstmalig – über eine API – auch Third-Party-Apps. Weiterhin will Apple nicht mehr nur Standbilder scannen, sondern auch Videos. Zudem werden iOS-17-Features wie die sogenannte Contact Poster überprüft, mit denen Nutzer ihre Kontaktdaten illustrieren können.

Apple hatte die Kommunikationssicherheit schrittweise bis ins Frühjahr 2023 aktiviert, "um dein Kind davor zu schützen, Fotos mit Nacktdarstellungen in der Nachrichten-App anzuzeigen oder zu teilen", erklärte das Unternehmen in einem Supportdokument. Eltern mussten die Funktion bislang händisch aktivieren. In der Praxis erscheint eine Warnmeldung für das Kind, bevor Bilder angezeigt oder verschickt werden können. Die Aufnahmen werden dazu zensiert. Das Kind muss explizit erlauben, dass ein Versand oder Empfang geschieht. Die Idee, Eltern automatisch zu informieren, hatte der Konzern nach Bedenken verschiedener NGOs verworfen.

Dass Apple nun recht aggressiv bei der Kommunikationssicherheit vorgeht, indem sie standardmäßig für Kinder unter 13 Jahren aktiviert wird, lässt sich womöglich als Ausgleichsmaßnahme verstehen. Das Unternehmen hatte nach einer Kritikwelle entschieden, doch keine Scans auf kinderpornografisches Material (CSAM) auf den Geräten durchzuführen, die ursprünglich geplant waren. Die Idee war im vergangenen Dezember offiziell begraben worden.

Durch den Nacktbilderscanner soll es inzwischen zumindest möglich sein, die Verbreitung solchen Materials stärker einzudämmen. Auf diesem Wege könne man "möglichen Kindesmissbrauch schon unterbrechen, bevor er passiert", so der Konzern im letzten Jahr gegenüber einem US-Magazin. Beim CSAM-Scanner war vorgesehen, ab rund 30 Treffern Apple-Mitarbeiter zu informieren, die dem Plan zufolge eine niedrig aufgelöste Version des Bildmaterials entschlüsseln und einsehen sollten. Beim Fund von CSAM sollte in den USA anschließend die Kinderschutzorganisation NCMEC eingeschaltet werden, die wiederum Strafverfolger informieren kann.

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(bsc)