Studie: mRNA-Impfung verursacht unerwünschte Proteine

Die Corona-Impfung fußt auf mRNA-Impfstoffen. Fachleute haben dabei nun unerwünschte Proteinbildung beobachtet – und entwarnen zugleich.

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(Bild: FabrikaSimf/Shutterstock.com)

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  • dpa

mRNA-Impfstoffe können einer Studie zufolge in sehr geringem Ausmaß zur Bildung unerwünschter Proteine führen. Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf, dass dadurch bei den bereits verwendeten mRNA-Vakzinen gegen Corona negative Effekte aufgetreten wären, schreiben Forscher um Anne Willis von der britischen Universität Oxford im Fachblatt "Nature". Dennoch sollte das Phänomen bei künftigen Impfstoffen vermieden werden, da dadurch möglicherweise auch negative Effekte wie verminderte Wirksamkeit oder Nebenwirkungen entstehen könnten.

Deutsche Fachleute sprechen von interessanten Ergebnissen, sehen aber keinen Grund zur Sorge. "Der beschriebene Effekt, wenn zutreffend, ist nicht gefährlich oder beunruhigend und hat mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nichts mit allgemeinen Impfreaktionen oder mit den Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen zu tun", sagte Julian Schulze zur Wiesch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Die mRNA-Impfstoffe seien insgesamt sicher.

Seine Kollegin Marina Rodnina vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen sieht das ähnlich: Derzeit gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass solche durch Impfung erzeugten Proteinstücke beim Menschen mit unerwünschten Wirkungen in Verbindung gebracht werden. Wenn jedoch die Produktion so eingestellt werden könne, dass das Phänomen vermieden wird, "sollte dies für die künftige Nutzung der mRNA-Technologie auf jeden Fall geschehen".

Um besonders wirksam zu sein, ist die mRNA in den Impfstoffen vom Hersteller etwas modifiziert, wie Anne Willis und ihr Team in "Nature" schreiben. Dieser Veränderungen können dazu führen, dass die Proteinbau-Maschine beim Ablesen des mRNA-Bauplans etwas verrutscht und dadurch unerwünschte Proteine entstehen – sogenanntes ribosomalen Frameshifting. Beim ribosomalen Frameshifting verschiebt sich das Leseraster der Ribosomen, was zu einer veränderten Übersetzung führt – und damit zu abnormalen Proteinen oder Peptiden. In der Zelle kommt es ganz natürlich in seltenen Fällen zu solchen Frameshifts. Sie sind ein regulärer Teil einiger genetischer Mechanismen.

Das Team um Willis konnte in Mäusen für den Corona-Impfstoff von Biontech (BNT162b2) zeigen, dass eine Immunantwort gegen solche ungewollten Proteine entsteht. Eine solche Immunantwort beobachteten die Forscher in geringem Maß auch bei einem Drittel von 21 menschlichen Probanden, ohne dass einer von ihnen über Nebenwirkungen klagte. Das Forschungsteam konnte zudem zeigen, wie solche unbeabsichtigten Effekte künftig vermieden werden können.

(tiw)