VR-Schub durch Apple und ein Teaser zu Z 6 III – die Fotonews der Woche 24/2024

Große und winzige Kameras für Video sind im Kommen, und Nikon teased nicht nur die Z 6 III, sondern will auch Reparaturen erleichtern.

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Die Blackmagic URSA Cine Immersive wurde für stereoskopisches Video entwickelt, insbesondere Apples Vision Pro.

(Bild: Blackmagic Design)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Wenn Apple auf einen Hype-Train aufspringt, dann mit dem ganzen Gewicht eines Tech-Riesen und entsprechend viel Getöse. So auch in dieser Woche, als das Unternehmen sein "Apple Intelligence" vorstellte. Wie sehr das Unternehmen etablierte Branchen verändern kann – und damit sind wir dann auch gleich bei Kameras – zeigte sich bei der anderen großen Neuerung der Entwicklerkonferenz WWDC. Denn das VR-System Apple Vision Pro bleibt nicht nur ein Versuchsballon für den Heimatmarkt, sondern wird in weiteren Ländern angeboten. In Deutschland soll es Ende Juni ab 4000 Euro so weit sein.

Da Apple das Konzept des "Spatial Computing" also offenbar langfristig verfolgen will, braucht es Inhalte. Daher kooperiert der Apfelkonzern nun mit Canon, die schon für VR-Headsets anderer Hersteller Lösungen für stereoskopische Videos entwickelt hatten. Speziell für die Vision Pro gibt es demnächst zwei neue Objektive. Was Apple in seinem WWDC-Video zeigte, ist das RF-S7.8mm F4 STM Dual, das erst im Herbst 2024 auf den Markt kommen soll. Es sieht auch weitaus schicker aus, als das ebenfalls neue RF-S 3,9mm f/3.5 STM Dual Fisheye, das wie schon bei früheren VR-Objektiven einen vom Tubus abstehenden Aufbau hat.

Was Apple nämlich auf seinem Event nicht klar sagte: Beide Objektive arbeiten vorerst, obwohl für den RF-Mount gebaut, nur mit der EOS R7, und auch nur, wenn diese ein Firmware-Update erhält. Das soll bald kommen. Und dann braucht man ja auch noch den Workflow für die stereoskopischen Videos. Immerhin steht da von Canon selbst das EOS VR Utility kostenlos bereit. Und auch bei der Kamera stützt sich Apple auf die obere Mittelklasse, die R7 ist ein APS-C-Body für rund 1.400 Euro. Die Dual-Optiken sind dagegen recht kostspielig: Das Fisheye soll 1.300 Euro kosten, für das kompaktere 7,8mm-Objektiv gibt es noch gar keine Preisangabe. Durch den weniger aufwendigen Aufbau dürfte es deutlich günstiger werden.

Und auch andere Hersteller sind nicht weit, wenn Apple ruft. Für ernsthaftes Filmen samt professionellem Zubehör – also deutlich mehr Anschlüssen als bei einer DSLM –hat Blackmagic die URSA Cine Immersive angekündigt. Da reden wir von zweimal 8160 x 7200 Pixeln, also mehr als 8K-Auflösung für jedes Auge. Das kann die Vision Pro zwar nicht nativ darstellen, es lässt aber – wenn man sich nur auf sie als Zielsystem bezieht – viel Raum für die Nachbearbeitung des Materials. Und die soll, das sagte Apple selbst, per DaVinci in den Blackmagic-Raw-Codecs erfolgen können.

Vielleicht bekommt man mit neuer Software auch die Aufnahmen der neuen Insta360 Go 3S in Apples Headset. Die ist zwar eigentlich für POV-Videos gebaut, aber gerade diese Ich-Perspektiven wären für die Vision Pro bei Action-Inhalten reizvoll. Was die neue Winzkamera trotz ihrer Größe kann, verrät unsere ausführliche Meldung.

Viel reine Ankündigung bisher, und zumindest ein paar Tage gilt das auch für Nikons Z 6 III. Mit dem Wechsel zum spiegellosen Z-System hatte der Erzkonkurrent ja von Canon das Prinzip der "Marks" übernommen, um in einem bestehenden Segment gänzlich neue Kameras zu bezeichnen. Und da die Ziffern 5 bis 9 schon im einstelligen Namensschema besetzt sind, muss jetzt quasi die "Z 6 Mark III" her. Und zwar bald, denn die Z 6 II ist schon dreieinhalb Jahre auf dem Markt. Und zur Version III gab es in den letzten Monaten so viele Gerüchte, dass Nikon nun noch schnell ein Teaser-Video veröffentlichen musste. Schon am kommenden Montag, den 17. Juni 2024, soll die Kamera dann umfassend vorgestellt werden.

Halten wir uns also nur an die drei Punkte, die Nikon in seinem 30-Sekunden-Clip angedeutet hat: Aufzeichnung vor Durchdrücken des Auslösers, ein hellerer Sucher und, so wörtlich, "wunderschöne Farben in der Kamera" sind versprochen. Letzteres kann man fröhlich auf LUTs deuten, aber das ist weit hergeholt. Und die ersten beiden Punkte sind schlicht Standard bei modernen Systemkameras. Daher spekulieren wir auch nicht weiter über den ebenfalls heute pflichtgemäßen KI-Autofokus oder weitere Funktionen, sondern lassen uns überraschen.

Der Preis muss in dieser Kolumne aber doch erwähnt werden, denn hier hat Nikon selbst einige Erwartungshaltungen geschaffen, vor allem durch die für ihre Leistung geradezu günstige Z 8. Die Z 6 II kam mit einer UVP von 2.150 Euro Ende 2020 auf den Markt, fiel schnell deutlich unter 2000 Euro und war im letzten Jahr mit Rabattaktionen oft um 1500 Euro zu haben. Und da auch die Z 7 II, also das nächstgrößere Modell, inzwischen für rund 2800 Euro angeboten wird, dürfte Nikon für die Z 6 III wohl kaum sehr viel mehr als 2000 Euro verlangen. Da Kameras aber allgemein eher teurer als günstiger werden ist man vor Überraschungen nicht sicher.

Eine positive und unerwartete Nachricht ist hingegen, dass Nikon zumindest für die USA ein Programm für eigenhändige Reparaturen gestartet hat. Auf der Webseite für Self Service Repair finden sich aber bisher nur die Service Manuals für zwei Entfernungsmesser und das Objektiv Nikkor Z 28-400mm f/4-8 VR. Auch eine Anfrage von Petapixel zur weiteren Ausgestaltung der Initiative blieben bisher unbeantwortet. Ebenso ist unklar, ob Nikon sich damit auf das neue europäische Recht auf Reparatur vorbereitet, denn Ersatzteile und Spezialwerkzeug kann man sich bisher nur in die USA bestellen.

Man könnte fast meinen, Nikon hätte sich unsere Empfehlung für einen Long Watch in Form der zerstörenden Zerlegung einer D70 aus der letzten Woche zu Herzen genommen. Aber so vermessen wollen wir mal nicht sein, und empfehlen diesmal lieber ein Eigengewächs. Unser Grundlagenartikel über Kamerasensoren liefert auf zehn Bildschirmseiten zu ziemlich alles, was man über den Weg vom Photon zum Pixel wissen muss. Und, bevor wir das gleich im Forum lesen müssen: Nein, wir empfehlen nicht einen Artikel aus dem Angebot von heise+, weil der Verlag jetzt Hannover 96 sponsert und dringend mehr Geld verdienen muss. Die Sensor-Story ist wirklich so gut, dass man sie einfach gelesen haben sollte.

(nie)