Vaporware Awards: Die angekündigtsten, nicht-erschienensten Produkte 2003

Auch im vergangenen Jahr haben sich wieder einmal diverse Produktankündigungen als heiße Luft erwiesen. Leser des Magazins Wired haben darunter ihre Favoriten gekürt.

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Produktankündigungen, die sich entgegen überschwänglicher Ankündigungen und mitunter auch sehnlicher Erwartungen bis dato nur als "heiße Luft" oder "Dampf" erwiesen haben, gelten in Branchenkreisen als "Vaporware". Ein Leser des US-amerikanischen Magazins Wired, das seit sieben Jahren von seinen Lesern die "nicht-erschienensten" Produkte küren lässt, definiert den Begriff scherzhafter: "Erstmals ungefähr 1801 angekündigt, ist Duke Nukem Forever nun zum Inbegriff von 'Vaporware' geworden. Es würde mich nicht wundern, wenn Wörterbücher schreiben würden: Vaporware, siehe Duke Nukem Forever."

Damit das nicht erschienenste Spiel nicht etwa zum dritten Mal in Folge den Spitzenplatz erklimmt, hat Wired dem -- tatsächlich 1997 angekündigten -- Duke Nukem Forever den "Lifetime Achievement Award" verliehen. Dadurch machte das Ballerspiel einem anderen Spiel des Genres den Platz frei, nämlich Half-Life 2. Vergangenen Oktober hieß es, die Veröffentlichung werde sich um weitere vier Monate verzögern. Zuvor war der Sourcecode des Spiels von den Servern der Firma Valve geklaut und im Internet veröffentlicht worden. Der Half-Life-Nachfolger sei eines der am meisten erwarteten Spiele, heißt es zur Begründung. Verspätungen seien bei Spielen normal, doch hier sei Missmanagement die Ursache.

Unklar ist auch bislang das Schicksal des Zweitplatzierten der diesjährigen Varporware-Liste: Fallout 3. Kurz vor Weihnachten hatte Interplay die Spieleschmiede Black Isle Studios geschlossen und damit den Fans des Rollenspiels einen knallharten Erwartungsdämpfer verpasst. Black Isle soll zwar als Marke weiterleben, doch bislang sollen lediglich "weitere Screenshots" im Internet aufgetaucht sein. Laut Leserurteil handelt es sich hier wohl um die herzzerbrechendste Vaporisierung des Jahres.

Die Bronzemedaille geht an das Phantom Gaming System von Infinium Labs. Die angekündigte Konsole samt Onlinedienst wurde 2003 als das "schnellste und leistungsfähigste Spielsystem" vorgestellt. Im Leserurteil heißt es, das System sei nichts weiter als ein Betrug, zusammengeschraubt aus ein paar alten PCs in einer bemalten Xbox, um leichtgläubige Journalisten und Investoren zu täuschen. Dem Namen nach also zu Recht ein Phantom.

Weitere Preisträger sind das 1998 angekündigte Spiel Team Fortress 2, das vom dritten auf den vierten Platz abrutschte, eine WLAN-SD-Card für den Palm von SanDisk auf dem fünften Platz und der x86-Emulator RealPC für Mac-Rechner von FWB. Auf den weiteren Plätzen folgen HDTV-geeignete digitale Videorecorder von TiVo, ein PDA fürs Handgelenk vom Uhrenhersteller Fossil, Amiga OS 4.0 und schließlich RadioShark, ein Radio mit Timeshift von Griffin Technology. Ein Wired-Leser, der das Radio vor einem halben Jahr bestellt hat, schaut öfter auf der Griffin-Homepage vorbei, doch stehe dort immerzu der Vermerk "coming soon". Ein Update habe es nur beim Preis gegeben. Dieser sei in der Zwischenzeit um 20 auf 70 US-Dollar gestiegen.

"Tadelnde Erwähnungen" gehen an SCO für die Präsentation von Unix-Code in Linux und an Microsoft für dessen Sicherheitsinitiative sowie das Erscheinungsdatum des Windows-XP-Nachfolgers Longhorn. Aus der Liste des vergangenen Jahres hätten sich Produkte wie der Minicomputer von Oqo verabschiedet. Der Vorjahresvierte habe sich mittlerweile als ein sehr luftiges Luftschloss erwiesen, sodass niemand mehr mit Erscheinen des PCs im PDA-Gewand rechne. (anw)