Vernetzte Hacker-Zeltstadt

Der Berliner Chaos Computer Club führt sein erstes "Communications Camp" durch - ein vernetztes Zeltlager für "Nerds, Hacker und Phreaks".

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Vom 6. bis 8. August 1999 findet am Krummen See von Altlandsberg vor den Toren Berlins das erste Hacker-Sommercamp des Berliner Chaos Computer Club (CCC) statt. Der Club erwartet zu seiner dreitägigen Zeltlager-Veranstaltung, die auf einem Freiluftgelände mit 64.000 Quadratmeter Fläche stattfindet, mehr als 2000 "Nerds, Hacker und Phreaks" aus aller Welt. Für die nötige Infrastruktur sei gesorgt, heißt es -- das bedeutet Strom für alle und Ethernet-Anbindung für jedes Zelt. Eine Internet-Verbindung mit einer Gesamtbandbreite von 34 MBit/s ist versprochen. Wer möchte, bringt nicht nur sein eigenes Zelt, sondern auch seine eigene Rechneranlage mit und schließt diese ans "CAMPnet" des Lagers an. Bei dieser Gelegenheit ist es auch möglich, einmal das neue Internet-Protokoll IPv6 auszuprobieren. Insgesamt werden 14 km Kabel verlegt, auch 15 Glasfaserswitches sind vor Ort. Ein eigener kleiner Rundfunksender auf 93,9 Mhz informiert im Nahbereich über die Aktivitäten. Informationen gibt es auch im Internet unter der Adresse http://www.ccc.de/camp.

Das "Chaos Communications Camp" verfolgt allerdings nicht nur den Zweck, Monitorsüchtige aus dem heimischen Zwielicht in die Sommersonne zu verfrachten, sondern soll auch handfestes Know-how vermitteln. Das Camp ist in verschiedene "Villages" aufgeteilt, in denen Workshops und Vorträge zu Themen wie Kryptographie oder Re-Engineering stattfinden. Dabei geht es nicht nur um das publikumsträchtige Knacken von Chipkarten, sondern auch beispielsweise um biometrische Sicherheitssysteme, also z.B. die Erkennung von Fingerabdrücken, Gesichtern oder Iris-Strukturen des Auges per Computer. Die Abhörsicherheit von GSM-Netzen sowie die Sicherheit von Firewalls sind weitere beliebte Themen, die im Camp behandelt werden.

Bei einem "Linux-Deathmatch" werden mehrere Teilnehmer versuchen, gegenseitig in ihre Rechner zu gelangen. Eine weitere Linux-Aktion betrifft den Versuch, einen Rechner zu manipulieren, der von den anderen durch eine Firewall getrennt ist.

Auch dem nichtdigitalen Einbruchshandwerk ist ein Workshop gewidmet: Freunde stählerner Geduldsspiele dürfen sich dort im Lockpicking versuchen, dem beschädigungsfreien Öffnen von Schlössern. Feinsinnige Ästheten und politisch Interessierte werden sich wiederum über die Abteilung "Art & Beauty" freuen, bei der es um gesellschaftliche Dimensionen des Computerzeitalters, aber auch um Computergrafik und elektronische Musik geht.

Das alles hat seinen Preis: Die Teilnehmergebühr beträgt 150 DM für jeden. Es seien noch genügend Plätze für Kurzentschlossene frei - so der Wink mit dem Zaunpfahl von seiten der Veranstalter. Ein Bus-Shuttle fährt vom S-Bahnhof Ahrensfelde bei Berlin heute (Donnerstag) seit 13 Uhr und Freitag ab 10 Uhr direkt zum Camp. (psz)